Ich habe heute nichts Witziges oder Spannendes als Einleitung zu sagen – also lasst uns direkt zur Musik kommen! Wie immer freue ich mich auf eure Kommentare und teilt den Newsletter gerne, wenn ihr ihn mögt.
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Die ersten Monate des neuen Jahres waren voll mit herausragender neuer Musik, sowohl von jungen, aufstrebenden Bands (Fit For An Autopsy, Zeal & Ardor, Venom Prison), als auch von etablierten Szenegrößen (Amorphis, Ghost). Müsste ich mich Stand heute entscheiden, was mein Lieblingsalbum des (zugegeben noch jungen) Jahres ist, würde meine Wahl auf Damnum von Allegaeon fallen (VÖ: 25.02). Eine Band, deren Namen ich zwar schon ein paar Mal gehört hatte in den vergangenen Jahren, mit der ich mich bisher aber kaum auskannte. Was eine absolute Schande ist, denn was das Quintett aus Denver, Colorado hier abliefert, ist echt bemerkenswert: progressiver, technischer und melodischer Death Metal auf absolutem Spitzenniveau. Allegaeon schaffen es, genau das richtige Maß zwischen Eingängigkeit, technischem Anspruch und Härte zu finden. So stehen neben gradlinigen Melodic-Technical-Death-Metal-Brechern wie Blight oder Vermin anspruchsvolle und komplexe Lieder wie Of Beats and Worms, Called Home oder das zweiteilige The Dopamine Void. Hinzu kommt die Fähigkeit der Band, unfassbar eingängige Refrains zu schreiben, die bei aller Härte der Musik tagelang im Ohr bleiben. Vor allem Gitarrist und letztes verbliebenes Gründungsmitglied Greg Burgess liefert eine herausragende Leistung ab. Sein Gitarrenspiel erinnert stellenweise an die Finesse der frühen Opeth, nur um uns im nächsten Moment catchy Riffs der Göteborger Schule oder mit der groben Brutal-Death-Metal-Kelle alles abzureißen. In vielerlei Hinsicht gelingt Allegaeon auf ihrem sechsten Album das, was viele von Wilderun Anfang des Jahres erwartet haben: Ein vielseitiges, episches und komplexes Progressive-Death-Metal-Album, das einen vom Hocker haut. Dass die Band dafür nicht viel mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, ist eine Schande.
[CN Blut für das Video]
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Es heißt häufig, dass die Zeit der großen, Stadien füllenden Metalbands wie Metallica, Iron Maiden oder Linkin Park endgültig vorbei sei. Klar es gibt mit Gojira, Mastodon oder Bring Me The Horizon einige Gruppen, die global für Aufsehen sorgen, aber das ist kein Vergleich zu den (zumindest in kommerzieller Hinsicht) goldenen Tagen des Metals. Umso überraschender, dass eine Band aus Schweden, und zwar genaugenommen gar keine „richtige“ Metalband, dabei ist, zum größten Metal Act des Planeten zu werden – Ghost! Die Band wurde 2006 in Linköping gegründet und lange Zeit waren die Mitglieder der Gruppe unbekannt. Der Sänger trat nur unter dem Namen Papa Emeritus auf (auf dem ersten Album als Papa Emeritus I, dann Papa Emeritus II usw.) und die Bandmitglieder hießen schlicht und einfach A Group of Nameless Ghouls. Inzwischen wissen wir, dass der Schwede Tobias Forge das Mastermind hinter Ghost ist und sich wechselnde Live- und Studiomusiker*innen sucht, um seine Vision von Ghost umzusetzen. Und der Erfolg, den er damit hat, ist gewaltig. Nicht nur hat Ghost inzwischen einen Grammy gewonnen (2016), sondern waren sie mit ihren letzten drei Alben in den Top Ten der US-amerikanischen Billboard Top 200 Charts. Mit dem aktuellen und fünften Album Impera (VÖ: 11.03.) gelang der Band der Einstieg auf Platz zwei der Charts – sie haben in der ersten Woche in den USA mehr physische Alben verkauft als alle anderen Künstler*innen bisher in diesem Jahr. Auch bei Ghost führt der Erfolg der Band, die sich vom Sound irgendwo zwischen den frühen Black Sabbath, dem Okkult Rock der 1970er und einigen Pop-Elementen der 1980er einpendelt, vor allem dazu, dass sich Elitist*innen aus der Szene naserümpfend, mit dem Verweis auf kommerziellen Ausverkauf, abwenden. Sicherlich balancieren Ghost auf der Grenze zwischen Rock und Metal und sind bewusst auch immer etwas poppig und cheesy – aber genau darin liegt die Stärke der Band, weil sie so Menschen in die Szene ziehen kann, die mit Metal noch nicht so viel am Hut haben. Und am Ende ist es mir persönlich auch egal, ob Ghost jetzt eine Metalband ist oder nicht. Die wichtigere Frage ist ohnehin: Was kann das neue Album von Tobias Forge und Co.?
Nachdem das Album bei mir ein paar Wochen lang rauf und runter lief, kann ich eine Sache zweifelsfrei festhalten: Es gibt in der weiten Welt des Rocks und Metals aktuell keinen besseren Songwriter als Tobias Forge! Auch Impera strotzt nur so vor packenden Melodien und eingängigen Hooks. Die Vorab-Singles Call Me Little Sunshine und Hunter’s Moon oder auch Watcher in the Sky, Griftwood und die traumhaft schöne Ballade Darkness at the Heart of my Love bringen auch jeden Nicht-Metal Fan zum Mitsingen (ich habe das für euch getestet!). Dennoch kommt das Album für mich nicht ganz an seine Vorgänger ran. Mit Infestissumam (2013), Meliora (2015) und Prequelle (2018) haben sich Ghost peu à peu gesteigert und drei absolute Kracher veröffentlicht. Diese Entwicklung stagniert nun etwas. Was nach den ganzen Erfolgen der letzten Jahre vielleicht ein Stück weit normal ist. Und betrachtet man Impera ohne den Vergleich mit den großen Vorgängern, ist es ein unglaublich unterhaltsames und spannendes Album, dessen Konzept über den Untergang von Imperien wie die Faust aufs Auge für unsere Zeit passt. Was dem Album allerdings fehlt, sind diese Über-Hits, für die die Band bekannt geworden ist. Songs wie Rats, Dance Macabre, Square Hammer oder Cirice haben inzwischen Kultstatus in der Szene. Ein Lied dieses Kalibers fehlt auf Impera. Und auch die drei Instrumental-Stücke, von denen immer welche auf Ghost-Alben zu finden sind, wirken erstaunlich unkreativ und leidenschaftslos. Das ändert aber nichts daran, dass ich auch in Zukunft glücklicher Anhänger von Papa Emeritus IV sein werde (solange er noch unter uns weilt, denn gemeinhin werden die Papas nach jedem Album-Zyklus geköpft) und mich kein Stück schäme zu den zuckersüßen Melodien von Ghost lautstark mitzusingen.
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Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine Welle der Solidarität mit den Menschen dort ausgelöst. Diese hat auch vor der Metal-Community keinen Halt gemacht. Zahlreiche Labels wie Napalm Death oder Season of Mist und Bands (z.B. Behemoth, Decapitated, Leaves Eye’s) haben Wege gefunden, die Menschen im Kriegsgebiet zu unterstützen und Geld zu sammeln (hier teilweise nachzulesen). Die ukrainische Band Jinjer, die wegen des Krieges in ihrem Heimatland ihre US-Tour absagen musste, hat innerhalb weniger Tage durch den Verkauf von Solidaritätsshirts über 140.000 $ gesammelt. Es waren aber nicht nur professionelle Akteure der Szene, die sich engagiert haben: Die Community als Ganze hat das Gesicht gezeigt, wegen dem ich mich als Teenager in sie verliebt hatte. Zahlreiche User*innen auf verschiedenen Social-Media-Plattformen haben Links zu Spendenkampagne geteilt, die Bandcamp-Seiten ukrainischer Bands beworben und ganz allgemein ein Licht auf die ukrainische Metalszene geworfen. Speziell Bandcamp hat sich als unbürokratische Möglichkeit erwiesen, Bands und Künstler*innen direkt zu unterstützen. Die App erlaubt es, für digitale Alben jeden Preis oberhalb eines Mindestwerts zu bezahlen und macht Spenden so relativ einfach.
Besonders eindrücklich waren die Erfahrungen des Metal-Influencers Burak Gundogdu (@Metalhead_Community) auf Instagram. Mit über 125k Follower*innen ist er einer der größeren Accounts dort, die sich mit Metal auseinandersetzen und hat Anfang März die Flucht aus seiner Heimat Odessa geschildert. Seinen Spenden-Aufrufen, gerade für Organisationen, die sich zum Schutz von Kindern einsetzen, sind in den Tagen nach seinem Posting zahlreiche Metal-Fans gefolgt. Es ist bei all dem Grauen, der sich in der Ukraine abspielt, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber die globale Metal-Community hat gezeigt, wie schnell und gut organisiert sie helfen kann, wenn es drauf ankommt.
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Ein Grund, aus dem ich mit diesem Newsletter angefangen habe, war meine Abneigung gegen weite Teile des deutschsprachigen Metal-Journalismus, der so sehr in 30, 40 Jahren alten Klischees festhängt, dass er wirklich nur die engstirnigsten Elitist*innen anspricht. Ein weiteres erschreckendes Beispiel für die Art, wie in Deutschland vor allem über Frauen im Metal geschrieben wird, liefert Dominik Winter in einer Onlinereview des neuen Konvent-Albums auf metal-hammer.de:
„Dazu pfeift Rikke Emilie List auf genetische Voraussetzungen: Konvents Frontfrau verzichtet auf Klargesang, sondern faucht und grunzt lieber ähnlich räudig wie ein Y-Chromosom-Träger.“
Wenn deine einzige Assoziation zu einer Sängerin ist, „guck mal, die klingt wie ein Kerl“, dann solltest du vielleicht einfach nichts mit Musik oder Wörtern machen. Zumal die dänische Band Konvent auf ihrem zweiten Album Call Down the Sun genug Stoff liefert, über den man schreiben kann (VÖ: 18.03.). Das dänische Quartett gehört zu den extremsten und spannendsten Death-Doom-Bands, die aktuell in Europa unterwegs sind. Ihr erstes Album Puritan Masochism (2020) hat mich mit seiner Intensität und Rohheit regelrecht umgehauen. Auf ihrem Zweitling setzen die vier Musikerinnen jetzt noch einen obendrauf. Die Produktion ist drückender, die neun Songs wirken noch kompromissloser. Die markerschütternden, tiefen Growls von Sängerin Rikke Emilie List werden perfekt durch die stampfende und grollenden Riffs von Sara Helena Nørregaard in Szene gesetzt, die immer mal wieder Black-Metal-Einflüsse in ihr Spiel integriert. Dazu kommt die Rhythmus-Fraktion um Heidi Brink (Bass) und Julie Simonsen (Drums), die nicht bloß im Hintergrund bleiben, sondern selbst zur treibenden Kraft der Songs werden. Call Down the Sun ist in jeder Hinsicht extrem. Es ist extrem dicht, extrem fordernd und so düster und kalt, dass es einem Raum gefühlt jedes Licht und alle Wärme entzieht. Genau darin liegt vielleicht ein Problem der Band. Konvent erdrücken die Hörenden mit ihrer Musik förmlich. Man muss sich definitiv auf diese Erfahrung einlassen und kann das Album nur schwer als Hintergrundbeschallung hören. Wie viel Potenzial in den Däninnen steckt, zeigen Songs wie die Vorab-Single Grains. Hier öffnet sich die Band einiger melodischer Elemente (relativ gesprochen jedenfalls) und fokussiert sich auf den packenden Rhythmus des Songs. Das macht es zumindest mir etwas leichter, mich völlig in dem Sound der Band zu verlieren. Mit ihrem zweiten Album gehören Konvent für mich zum Besten, was der Extreme Metal 2022 zu bieten hat.
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Wie kann man in der Kunst im Allgemeinen und der Musik im Speziellen über den Krieg sprechen? Eine ziemlich große Frage, die ich sicherlich nicht beantworten kann, die sich aber gerade in diesen Tagen mehr denn je stellt. Kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat die schwedische Power-Metal-Band Sabaton ihr zehntes Album The War to End all Wars veröffentlicht (VÖ: 04.03.), das sich thematisch um den Ersten Weltkrieg dreht. In einem Statement hat die Band noch vor der Veröffentlichung ihre Anteilnahme mit den Menschen in der Ukraine ausgedrückt und so zumindest das Bewusstsein gezeigt, dass der Titel zu diesem Zeitpunkt äußerst zynisch wirken kann. (Dass das jetzt beim Krieg in der Ukraine nötig war und nicht schon bei den Kriegen in Syrien oder dem Jemen in den vergangenen Jahren ist ein anderes, eurozentrisches Problem.) Sabaton, die seit jeher über kriegerische Auseinandersetzung singen, mussten sich seit ihrer Gründung gegenüber dem Vorwurf verhalten, sie würden Kriege und Gewalt verherrlichen. Die Schweden begegnen dem seit einigen Jahren mit zusätzlicher Aufklärungsarbeit. Parallel zu ihrer Musik hat die Band einen YouTube-Channel, in dem Historiker*innen die realen Hintergründe zu den Geschichten der Songs erklären. Außerdem veröffentlicht die Band inzwischen „History Editions“ ihrer Alben, in denen ebenfalls Historiker*innen die Songs einordnen. Dennoch bewegen sich Sabaton immer an dieser Grenze zwischen Aufklärung und Kriegs-Kitsch. Auf dem neuen Album wird das bei dem Song Lady of the Dark am deutlichsten. Der Song erzählt die Geschichte von Milunka Savić, einer serbischen Soldatin, die zu den höchstdekorierten Soldatinnen der europäischen Geschichte zählt. Prinzipiell ist es auch ein nachvollziehbares Ansinnen, die Geschichte von Frauen im Krieg zu erzählen, gerade wenn sie so spektakulär ist, wie die von Savić. Wenn es dann im Refrain allerdings heißt:
Raise your hand // For the lady of the dark // Soldier with no will to kill // With a philanthropic heart (forever) // Break the norm // She's the girl in uniform // Fighting side by side with men // She will fight until the end
(Sabaton - Lady of the Dark)
Und die Band über den Song auch noch sagt, „We felt this song could shine a light on how incredible women at war can be”, dann sind wir wieder in einer Situation, in der die Verherrlichung dieser Geschichte die Überhand gewinnt. Am Ende muss jede*r selbst entscheiden, wie man damit umgeht. Sabatons Erfolg tun diese Diskussionen jedenfalls keinen Abbruch ab. The War to End All Wars ist das zweite Nummer-1-Album in Folge. (Ach ja, zur Musik sollte ich vielleicht auch noch ein, zwei Wörter sagen. Es ist alles wie immer. Sänger Joakim Brodén raunt ins Mikro, die Songs quellen über vor Power-Metal-Kitsch und -Klischees, catchy Riffs und Keyboard-Teppichen und die Band hat ein fast schon ekelhaftes Talent, Songs zu schreiben, die sich in meine Gehörgänge fräsen und tagelang dort verweilen. Sabaton zementierten rein musikalisch weiter ihren Status als eine der größten Power Metal Bands die aktuell unterwegs sind.)
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Meine größte Überraschung dieses Newsletters stammt aus Belgien und nennt sich Cobra the Impaler. Mit ihrem Debütalbum Colossal Gods (VÖ: 25.02.) hat mich die Band wirklich völlig unvorbereitet erwischt. Die Mischung aus Progressive und Sludge Metal, die wirklich grandiose Produktion und die Spielfreude, mit der das Quintett zu Werke gehen, sind fast schon unanständig gut für das Debütalbum einer Band. Wobei an dieser Stelle fairerweise gesagt sei, dass wir es hier nicht mit fünf Newcomern zu tun haben. Alle Mitglieder der Band waren vorher schon in der belgischen Metalszene unterwegs und besonders Gitarrist Thijs De Cloedt und Drummer Dirk Verbeuren haben sich mit den Death-Metal-Ikonen Aborted ihre Sporen bereits verdient. Das ändert aber nichts daran, dass der Sound auf Colossal Gods so unfassbar frisch und unterhaltsam klingt, wie ich es von nicht vielen anderen Alben dieses Jahr sagen kann. Und natürlich wandern die Gedanken beim Hören immer mal wieder in Richtung Mastodon. Schließlich haben die Amis diesen progressiven, melodischen Sound des Sludge Metals quasi erfunden. Aber Cobra the Impaler sind erfahren genug, um sich zwar erkennbar vom Sound Mastodons inspirieren zu lassen, aber nicht zu einer bloßen Copycat zu verkommen. Gerade in Songs wie Demigods und Spirit of Lyssa zeigt die Band ihr gesamtes Können. Insgesamt wirkt das Album so, als hätten die Musiker mit einer groben Idee im Kopf einfach losgelegt und am Ende das umgesetzt, worauf sie Bock hatten. Das Resultat ist eine absolute Ohrenweide (gibt es das Wort?) und für mich die beste Neuentdeckung des bisherigen Jahres.
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In meinem allerersten Newsletter habe ich schon einmal über das Phänomen der „Ein-Mann-Black-Metal“ geschrieben und was für ein Klischee und Running Gag innerhalb der Szene das inzwischen geworden ist. Umso mehr freue ich mich, wenn ich auf Künstler*innen stoße, die dieses Klischee mit Leben füllen. Auf ganz besondere Art und Weise gelingt das der Norwegerin Kathrine Shepard, besser bekannt unter ihrem Künstlerinnennamen Silvaine. Auf dem vierten Album Nova (VÖ: 04.03.) der Sängerin und Multiinstrumentalistin (nur die Drums wurden von einem Gastmusiker eingespielt) setzt sie ihren ganz speziellen Sound fort. Um direkt die Katze aus dem Sack zu lassen: So richtig trver Norwegian Black Metal ist das nicht. Viel mehr nutzt Sylvaine die Black-Metal-Elemente, um sie mit ruhigen, melancholischen und verträumten Akustikpassagen zu kontrastieren. Das Ganze zieht genauso viele Elemente aus Ambient-Musik, dem Shoegaze und Folk Rock wie aus dem Black und Extreme Metal. Daraus entsteht eine vielfältige Soundlandschaft, die genreübergreifend Fans ansprechend dürfte. Besonders wenn sich Sylvaine Zeit lässt, ihre Songs zu entwickeln, entfaltet sich die gesamte emotionale Wucht der Lieder. Das fast 10-minütige Mono No Aware ist ein herausragender Track und zeigt auf wunderbare Art und Weise, zu was die Norwegerin im Stande ist. Für alle, die gerne außerhalb von Genre-Konventionen denken und sich zu Kontrasten zwischen hart und sanft, laut und leise, rau und schön hingezogen fühlen, ist dieses Album ein absolutes Muss!
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Es ist an dieser Stelle schon so etwas wie eine kleine Tradition geworden, dass ich hier einige Heavy-Metal- oder Hard-Rock-Schätze dalasse. Einfach, um am Ende des Newsletters noch für etwas Leichtigkeit zu sorgen. Und zumindest in dieser Hinsicht ist 2022 the gift that keeps on giving. In den ersten drei Monaten des Jahres gab es mehr guten Heavy Metal als im gesamten letzten Jahr. Meine beiden neusten Entdeckungen stammen aus dem deutschsprachigen Raum. Zum einen sind da Venator mit ihrem Debütalbum Echoes from the Gutter (VÖ: 25.02.). Die Österreicher schaffen es den Sound, der Judas Priest in den 1970er und 1980er berühmt gemacht hat, so genau zu treffen, dass ich dreimal hingucken musste, ob das nicht ein altes, fast vergessenes Priest-Album ist, das ich da höre. Vor allem Sänger Johannes Huemer ist in einigen Momenten verdammt nahe an Rob Halfords legendärer Stimme. Das Album ist eine einzige NWOBHM-Party und beim Autofahren aktuell mein ständiger Begleiter.
Die andere Band ist Luzifer aus Deutschland. Blayne Smith hat sie auf BangerTV mit den frühen Ghost verglichen und ich kann schon hören, wie er darauf kommt. Luzifer besetzen auf ihrem ersten Album Iron Shackles (VÖ: 25.03.) einfach ein Spot zwischen Epic Heavy Metal und Okkult-Rock und haben dabei diese leicht kitschigen Sing-Along Passagen, die wirklich hervorragend funktionieren. Einfach eine echte Gute-Laune-Garantie. Selbst die deutschen Texte bei einigen der Songs stören mich nicht sonderlich. Und das will echt was heißen. (Wobei ich auf das echt seltsame „Goldener Reiter“ dann doch hätte verzichten können.)
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Zum Abschluss ein paar weitere Alben, die ich im März gerne mochte:
Die Sludge-Metal-Ikonen Crowbar aus New Orleans haben mit Zero and Below (VÖ: 04.03.) ein rotziges und super unterhaltsames Album veröffentlich und beweisen, dass bei ihnen auch noch nach 30 Jahren Bandgeschichte ‘ne Menge im Tank ist. Für die letzten kalten Nächte vor dem Sommer haben die Franzosen Hangman’s Chair den perfekten Soundtrack geschrieben. Auf A Loner hat mich die Band mit ihrem traurigen, melancholischen Doom Metal total abgeholt – Sad Boy Music Galore (VÖ: 11.02.)! Etwas ganz Spezielles kommt aus Finnland – Hebosagil liefern mit ihrem neuen Album Yössä eine dreckige, aber sehr unterhaltsame Mischung aus Punk Rock, D-Beat und Stoner Metal (VÖ: 25.02.). Und zu guter Letzt bescheren uns Midnight, die US-amerikanische Blackened-Thrash-Institution, mit Let There Be Witchery die perfekte Partyplatte für den beginnenden Frühling und das erste Grillen an frischer Luft (VÖ: 04.03.).