Robs Metal Moments – Best of 2021, so far…. (Part 3)
Progressive, Black & Doom Metal (and everything in between)
Hier ist er, der finale Teil über meine Lieblingsalben des bisherigen Jahres. Am kommenden Wochenende erscheint dann die Juni Ausgabe meines Newsletters, bevor ihr mal wieder ein paar Wochen Ruhe vor mir habt. Wie immer freue ich mich sehr über euere Unterstützung und Feedback. Lasst mich gerne auch wissen, was eure liebsten Alben des Jahres bisher sind.
Progressive Metal
Vielleicht kommen aus diesem Subgenre inzwischen die meisten meiner Lieblingsbands. Im Progressive Metal geht eigentlich fast alles und die große Kunst ist es, nicht zu verkopft, unzugänglich und prätentiös zu werden. Die folgenden Bands zeigen, wie großartig es werden kann, wenn sich anspruchsvolles Songwriting mit tollen Ideen verbindet.
Gojira – Fortitude
Was soll ich über Gojira und Fortitude noch sagen, was ich nicht schon in meiner ausführlichen Besprechung geschrieben habe? Die Band ist momentan vielleicht einer der größten und einflussreichsten Metal Acts des Planeten, sowohl was das Musikalische angeht als auch ihre politische Haltung. Solltet ihr, aus welchem Grund auch immer, das Album noch nicht gehört haben, dann lasst alles stehen und liegen und holt das nach.
Soen – Imperial
Bereits im Januar haben die Schweden Soen ihr fünftes Album veröffentlicht und damit ihren Platz unter meinen absoluten Lieblingsbands zementiert. Ihr Sound, der auf der Grenze zwischen Progressive Rock und Metal balanciert, transportiert so viel Gefühl, wie es momentan keine andere Band schafft. Im Mittelpunkt stehen dabei Sänger Joel Ekelöf und Drummer Martin Lopez, die Seele und Geist der Band sind. Was soll ich noch sagen? Soen sind grandios und Imperial ist ein wunderschönes Album.
VOLA – Witness
Dänemark zum Ersten. VOLA sind Genrekonventionen völlig egal. Witness ist ein Paradebeispiel wie gut und wichtig es ist, sich nicht, von den teilweise sehr strikten impliziten „Regeln“, die es im Metal gibt, einengen zu lassen. Elektronische Effekte und Beats, drückenden Djent-Riffs oder die Kooperation mit einem Hip-Hop Duo – VOLA tun alles, wenn es dem Song hilft. Zusammengehalten und in Form gebracht wird das Ganze von der Stimme von Sänger Asger Mygind.
IOTUNN – Access All Worlds
Dänemark zum Zweiten. Das Debüt-Album der Progressive Death Metal Band IOTUNN hat etwas gebraucht, bis es mich völlig gepackt hat. Inzwischen ist es aber eines der Alben, zu dem ich im Laufe des Jahres am häufigsten zurückgekommen bin. Das liegt insbesondere an dem perfekten Wechselspiel zwischen der Härte des Death Metals und der Kreativität und Komplexität des Prog, sowie dem ziemlich coolen Sci-Fi Thema der Band. Die ausufernden Songstrukturen (allein die ersten beiden Songs gehen zusammen 18 Minuten) machen den Einstieg in das Album nicht ganz einfach, aber die Hörenden werden für jede Sekunde belohnt, die sie mit der Platte verbringen.
Black Metal
Black Metal ist das vielleicht klischeebeladenste Subgenre, das es gibt. Um kaum eine Musikrichtung überhaupt ranken sich so viele Mythen und Sagen. Das ist teilweise natürlich gewollt. Der Kreis an Black Metal Fans, soll, wenn es nach vielen Genre-Elitisten geht, ein erlauchter bleiben. Das hält mich aber nicht davon, mich nach und nach auch in die extremste Form des Metals einzuarbeiten.
Panopticon - … and again into the light
Das Projekt des US-Amerikaners Austin Lunn hat mit …and again into the light ein Album veröffentlicht, das wirklich schwer in Worte zu fassen ist. Die reinen Fakten sagen, dass Panopticon Black Metal gepaart mit nordamerikanischer Folk-Musik (Appalachian Folk, Bluegrass) spielt. Das wird der Wirkung der Musik aber nicht gerecht. Das neunte Album ist das wahrscheinlich emotionalste und intensivste der Bandgeschichte und zementiert Panopticons Position, als eine der besten und einflussreichsten Black Metal Bands der Gegenwart.
Yoth Iria – As the Flame Withers
As the Flame Withers ein Debüt zu nennen, wird den Musikern hintern Yoth Iria eigentlich nicht gerechnet. Die beiden Griechen waren lange Teil von Rotting Christ - Griechenlands bekanntester Metal Export. Auf dem ersten Studioalbum von Yoth Iria bleiben sie ihrem Stil des sehr melodischen Black Metals treu. Teilweise klingt das, als hätten die Britten von Iron Maiden in den 1980er beschlossen statt Heavy nun Black Metal zu spielen. Müsste ich jemandem, der versucht Zugang zum Black Metal zu finden, eine Band empfehlen, dann wäre es diese hier.
Wode – Burn in Many Mirros
Immer wenn Black und Death Metal aufeinander treffen, wird es heftig. Genau an dieser Schnittstelle (mit leichter Schlagseite zum Black Metal) liegt auch der Sound der Briten Wode. Burn in Many Mirros ist ein absolutes Riff-Monster. Es gibt kaum ein Album aus diesem Jahr, auf dem mich die Gitarrenarbeit so umgehauen hat. Auch hier hört man überdeutlich, dass die New Wave of British Heavy Metal (Iron Maiden, Saxon, Judas Priest) für die Gitarrenarbeit Pate stand. Aber versteht mich nicht falsch, das Album bleibt ein Extreme Metal Goldstück, nur eben mit einem Gespür für packende Riffs.
Doom Metal
Wenn man es ganz genau nimmt, dann ist Doom Metal das älteste Subgenre des Metals. Immerhin haben Black Sabbath dieses geprägt, wie keine andere Band. In den 1990er hat dann eine Differenzierung hin zu extremeren Ansätzen stattgefunden und zu neuen Subgenres wie Stoner Doom oder Sludge geführt. Alle diese Spielarten des Dooms haben aber eins gemeinsam – ihr relativ langsamer, getragener und stampfender Sound.
Vokonis – Odyssey
Ich will hier noch gar nicht zu zu viel verraten, weil Vokonis prominent in meinem Juni Newsletter auftauchen (dieser Cliffhanger – wow). Nur so viel, der progressive Stoner Doom des schwedischen Trios hat es mir total angetan. Gerade das Wechselspiel der Stimmen der beiden Sänger Jonte Johansson und Simon Ohlsson, macht unglaublich viel Spaß. Den Vergleich zu den großen Genre Kollegen von Mastodon braucht Vokonis definitiv nicht zu scheuen.
EyeHateGod – A History of Normadic Behaviour
In den 1990ern hat sich parallel zum Grunge-Hype eine sehr spezielle Art des Metals in und um New Orleans entwickelt – der Sludge. Dabei werden, einfach ausgedrückt, Doom Metal und Hardcore Punk Elemente kombiniert und die Gitarren so tief gestimmt, wie es nur irgendwie geht. EyeHateGod gehören zu den Pionieren dieses Stils und haben mit A History of Normadic Behaviour bewiesen, dass sie auch nach 30 Jahren Bandgeschichte nichts von ihrer Wut verloren haben. Das Album ist unglaublich aggressiv und es wirkt als läge eine Schlammschicht (Sludge, Schlamm, versteht ihr?) über der Musik. Sicherlich ist das nicht gerade eingängig und ziemlich schwere Kost. Eingängigkeit ist aber auch gar nicht das Ziel der Band. Und so schließe ich mit einer besonderen Monday-Morning Motivation von EyeHatGod:
„ Wake up every day/ Go to work, go to school/ Wake up at 6am/ Every day/ Wake up at 5am/ Every day/ Every thing/ Kill your boss”
(Every Thing, Every Day -EyeHateGod)
Hanging Garden – Skeleton Lake
Von maximaler Aggressivität zu großer Traurigkeit – die Finn*innen von Hanging Garden liefern mit Skeleton Lake eines der schönsten Alben des Jahres. Ihr melodischer Doom Metal lebt von der großen Melancholie und Emotionalität. Dass die Band auf ihrem, immerhin schon siebten Album, Riikka Hatakkas Gesang so viele Raum gibt, war eine grandiose Entscheidung. Ihre Stimme ergänzt den Sound der Band auf beeindruckende Art und Weise und hilft dabei, die Gruppe aus der Flut der Melodic Doom Bands herauszuheben.
Sonstiges
Und zu guter Letzt noch ein paar Bands, die sich nicht so richtig in die klassischen Metal Subgenres einteilen lassen.
Sumo Cyco – Initiation
Sumo Cyco, das ist eine Pop-Metal Band aus Kanada, deren größtes Highlight Frontfrau Skye „Sever“ Sweetnam ist. Was so besonders an Sever ist? 2006 war sie als Popsängerin für die JUNOS nominiert, dem kanadischen Pendant zu den Grammys. Inzwischen ist sie seit einigen Jahren mit ihrer Band Sumo Cyco unterwegs und Initiation, das zweite Album der Gruppe, ist ein wahres Ohrwurm-Feuerwerk. Die Songs sind klebrig, catchy und an der Grenze zwischen Pop und Nu-Metal. Kein Wunder, dass die Band häufig als Metal-Version von No Doubt bezeichnet wird (Gwen Stefanis Stil hat Sweetnam ziemlich sicher beeinflusst). Den Refrain von Bystander habe ich bis heute nicht aus meinen Ohren bekommen. Sicher keine Band für super ernsthafte und engstirnige Metal-Fans. Denen kann ich aber nur sagen: selbst schuld! Euch entgeht ein unglaublich unterhaltsames Album.
Bala – Maleza
Das spanische Duo hat mit ihrem Grunge angehauchten Stoner Rock das perfekte Album für den Sommer geschrieben. Ob beim Grillen mit Freund*innen, im Auto oder einfach beim Sonnenbaden – Maleza bietet den nötigen Energieschub. Auch einen Monat nach Veröffentlichung ist es für mich unglaublich, wie Bala es schaffen, in unter 25 Minuten so viele Details und Abwechslungsreichtum unterzubringen. Ein außergewöhnliches Album das jede Aufmerksamkeit der Welt verdient hat!
Jess and the Ancient Ones – Vertigo
Den Preis für das beste nicht-Metal Album des Jahres geht an die Finn*innen Jess and the Acient Ones (hauchdünn vor den Isländern von Vintage Caravan). Ihr psychedelischer Prog Rock und die Stimme von Frontfrau Jess, schaffen eine ganz spezielle Atmosphäre der Entrücktheit. Sowohl in den kurzen, relativ gradlinigen Songs wie World Paranormal oder Burning in the Velvet Fires, als auch im langsam vor sich hin mäandernden Strange Earth Illusions, wissen Jess and the Ancient Ones jeder Zeit was sie wollen und wie sie es bekommen.
The Lion’s Daughter – Skin Show
Ich habe ja viele spezielle und seltsame Alben dieses Jahr gehört, aber der Sound des US-amerikanischen Trios The Lion’s Daughter ist wirklich nochmal in einer eigenen Liga. Sie kombinieren Sludge und Black Metal Elemente mit Synthesizern und Horrorfilm-Samples (wer bei Neon Teeth nicht an den Exorzisten denkt, hat den Film wahrscheinlich nicht gesehen). Dadurch entsteht eine Atmosphäre, die die Band selbst als eine Nacht im Neonlicht des New Yorks der 1980er beschreibt – und das trifft den Nagel auf den Kopf. Skin Show ist bedrückend, eindringlich und vermittelt mir das Gefühl verfolgt zu werden (positiv gemeint!). Ich bin sehr gespannt, ob die Band es schafft diese Stimmungen auf die Bühne zu bringen.