RobsMetalMoments

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#RobsMetalMoments – Februar 2022

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#RobsMetalMoments – Februar 2022

… dark times.

D. R. Staehr
Feb 26, 2022
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Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat alles andere in dieser Woche überschattet. Es gibt nichts, dass ich sagen könnte, dass dem gegenüber von Gewicht wäre. Ich habe lange überlegt, ob ich den Newsletter heute verschicken soll, aber zumindest mir hilft Musik immer, wenn es mir schlecht geht. Vielleicht geht es dem einen oder anderen auch so. Dennoch möchte ich vorher die Aufmerksamkeit exemplarisch auf zwei ukrainische Bands legen, die direkt vom Krieg betroffen sind und über die ich schon geschrieben habe. Sowohl Jinjer als auch 1914 haben auf ihren Social-Media-Seiten eindringliche Appelle an ihre Fans geschrieben, die von der Wut und Verzweiflung über die Situation geprägt sind. Ihr könnt sie hier (Jinjer) und hier (1914) nachlesen.

“NOTHING can justify the violence and death of innocents, and this is exactly what's happening in our country right now.

Stop the war in Ukraine now!” - Jinjer

1 & 2

Erebos ist in der griechischen Mythologie der Gott der Finsternis, Teil der Unterwelt und entstand als einer der ersten Götter aus dem Chaos der frühen Welt. Auch wenn ich solche Vergleiche immer etwas faul und langweilig finde – meine Güte, passt dieser Titel gut zum dritten Album der britischen Death Metaller Venom Prison (VÖ: 04.02.)! Das Quintett aus Wales gehört zu diesen relativen jungen Bands, die gerade dabei sind Genre Maßstäbe zu setzen. Bereits auf ihrem letzten regulären Studioalbum Samsara (2019) hat die Gruppe gezeigt, wie viele Variabilität und Neues auch heute noch im Death Metal steckt. Für mich persönlich war dieses Album eine Art Wegweiser in den modernen Death Metal. Die leichten Hardcore-Einflüsse, die sich durch die musikalischen Hintergründe der Bandmitglieder ergeben, verleihen dem Sound eine Rücksichtslosigkeit, Energie und Eigenständigkeit, die keine andere Band des Genres gegenwärtig mitbringt. Der Sound ist chaotisch, düster und packt die Hörenden ohne Rücksicht auf Verluste. War er auf den ersten Alben manchmal noch etwas überfordernd und unkoordiniert, schafft es die Band auf Erebos, diese Energie zielgerichteter zu kanalisieren. Wodurch Venom Prison hervorsticht ist Sängerin und Texterin Larissa Stupar (die in Russland geboren und im Ruhrpott aufgewachsen ist, bevor sie nach Großbritannien auswanderte). Ihre Stimme gehört zu den Besten der gesamten Metalszene.. Venom Prison hat dazu auf dem neuen Album die kluge Entscheidung getroffen, nicht einfach technischer oder härter zu werden, sondern ihrem Sound und Songwriting vielfältigere Elemente hinzuzufügen. Insbesondere  der vermehrte Einsatz von Stupars Clean-Vocals wirkt sich extrem positiv auf die Platte aus. Neben der größeren Variabilität in ihrem Gesang ist es das Gitarrenspiel, das die Band endgültig in den Metal Olymp katapultiert hat (um mal im Bild der griechischen Mythologie zu bleiben). Die beiden Gitarristen Ash Gray und Ben Thomas zeigen auf Erebos ihr gesamtes Können, von düsteren, bedrückenden Riffs auf Technologies of Death bis hin zu den fast schon an die NWOBHM erinnernden Twin-Guitar Harmonien am Ende von Comfort of Complicity.

Neben des unbestreitbaren musikalischen Talents hebt sich Venom Prison aber auch durch die grandiosen Lyrics von vielen anderen Bands ab. Stupar schafft es wie nur wenige Texter*innen im Metal, zwischen der Kritik an strukturellen Problemen (patriarchale Strukturen und Misogynie [Gorgon Sister], staatlichem Machtmissbrauch [Technologies of Death]) und den Beschreibungen des sehr persönlichen Kampfes gegen Depressionen und Anxiety (Pain of Oizys) zu wechseln und beiden Themen gleichermaßen mit einer aufrichtigen Tiefe zu begegnen. Vor allem letztgenannter Song ist ein absolutes Highlight, nicht nur des Albums, sondern der bisherigen Karriere der Band. Was als sanfte, zurückhaltende Indie-Rock-Nummer beginnt, steigert sich in seiner Verzweiflung und Aggressivität bis zum grandiosen Finale.

Overshadowed by a sense of the dread // Feeling of constant pressure on my chest // Growing tired of the inner unrest // Can't shake this feeling //This feeling of guilt (Pain of Oizys)

Venom Prison ist mit Erebos ein Album gelungen, das die riesigen Erwartungen, die ich hatte, noch bei weitem übertroffen hat: ein Meilenstein des modernen Death Metals.

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Seit ich Metal höre, gehören die Finnen von Amorphis zu meinen absoluten Lieblingsbands. Sie sind eine der wenigen Bands, bei denen ich sagen kann, dass ich nicht nur jedes Album ihrer Diskografie kenne, sondern auch alle grandios finde! Zwar haben sie 1994 mit Tales from the Thousands Lakes einen Klassiker des Melodic Death Metal veröffentlicht, mich fasziniert aber vor allem die Bandphase, in der sie intensiv mit progressiven Elementen in ihrem Sound spielen. Spätestens mit dem Einstieg von Sänger Tomi Joutsens 2005 hat die Band ein Niveau erreicht, das fast schonunheimlich hoch ist. Seitdem schafft es Amorphis auf jedem Album, diesen folk-beeinflussten, progressiven Melodic Death Metal Sound zu spielen, für den sie so berühmt ist, sich aber immer so weiterzuentwickeln, dass ihre Musik aufregend bleibt. Auf Halo (VÖ: 11.02.), dem 14. Album der Band, ging es mir wie immer mit neuer Musik der Finnen: Ich erkenne eindeutig Amorphis, aber gleichzeitig fühlt es sich an, als hätte ich sie noch nie gehört. Im Vergleich zu dem düsteren Circle (2013), dem aggressiven Under the Red Cloud (2015) um dem supereingängigen Queen of Time (2018) ist Halo das emotional dichteste und herausforderndste Album der Band. Das Sextett um Gitarrist und Hauptsongwriter Esa Holopainen schafft es wieder, eine Atmosphäre zu entwickeln, die tief von der finnischen Geschichte beeinflusst ist. Nicht umsonst hat die Band in Pekka Kainulainen seit 2007 einen externen Texter, der die Lyrics der Band verfasst (die sich sämtlich um das finnische Nationalepos Kalevala drehen). Und obwohl das Album beim ersten Hören homogen wirkt, schafft es die Band dann doch, Songs zu schreiben, die herausstechen: On the Dark Waters, When the Gods Came und der Titeltrack haben alle dieses gewisse Extra, das Amorphis so besonders macht. Halo mag etwas länger brauchen, bis es seine gesamte Schönheit entfaltet, aber diese Geduld macht sich definitiv bezahlt. Amorphis ist es wieder gelungen, ein wunderschönes Stück Musik zu schreiben, das ich für die nächsten Monate rauf und runter hören werde.

4 & 5

Im Metal wird es wohl immer wieder Bands geben, die einen völlig neuen Sound kreieren, von dem zumindest ich mir vorher nicht vorstellen konnte, dass er existieren, geschweigen denn funktionieren könnte. Zeal & Ardor, das Projekt des US-Schweizers Manuel Gagneux, fällt in diese Kategorie. Seine Mischung aus Black Metal, African American Gospel und Soul Music scheint im ersten Moment widersprüchlich und unvereinbar und doch gelingt es ihm seit dem Debütalbum Devil is Fine (2017), diese gegensätzlichen Welten auf beeindruckende Weise zu vereinen. Spätesten mit dem hoch angesehenen Zweitling Stranger Fruit (2018) ist die Band auch kein Geheimtipp für Nerds mehr. Gagneux verbindet diese gegensätzlichen Stile zu einer neuen Einheit. (Um euch die Sorge zu nehmen: Der Black-Metal-Einfluss übernimmt nie die Oberhand, sondern hält sich mit den Soul- und Gospel-Elementen stets die Waage. Genau wie die sanften Clean Vocals und die Black Metal Screams Gagneuxs.)

Mit dem selbstbetitelten Zeal & Ardor ist nun das dritte Album der Band erschienen (VÖ: 11.02.), die kein ein-Mann-Projekt mehr ist, sondern inzwischen zu einem Sextett angewachsen ist. Im Vergleich zu seinen Vorgängern wirkt die neue Platte fokussierter, direkter und ein stückweit zugänglicher – ohne dass sich etwas am prinzipiellen Sound verändert hat. Zeal & Ardor verzichtet auf die vielen atmosphärischen Interludes, die Stranger Fruits noch durchzogen, und konzentriert sich auf die Vielfalt des eigenen Sounds. Dieser reicht von Akustikgitarren dominierten Songs, die fast an dunkle Countrymusik erinnern (Golden Liar) bis hin zu waschechten Black-Metal-Brettern (Götterdämmerung). Angesprochen auf die fast schon klischeehafte Struktur von letzterem hat Gagneux in einem Interview bewiesen, dass er sich und Metal nicht zu ernstnimmt.

„Metal generell ist ja so knapp an ulkig vorbei. Und sobald jemand schreit, dass der Kaiser gar keine Kleider anhat, dann ist er nackt. Das kann man natürlich mit Angst ansehen oder es auch zelebrieren. Und ich hab‘ mich für das Zweite entschieden.“

Neben der musikalischen Ausrichtung steht bei Zeal & Ardor aber auch immer die politische Message im Mittelpunkt. Als Schwarzer Musiker gehört Gagneux zu einer Minderheit in der Metalszene. Die 2020er EP Wake of a Nation, die als direkte Reaktion auf die Black-Lives-Matter-Proteste in den USA entstand, ist ein Manifest gegen Rassismus und verbindet die Haltung Gagneuxs auf beeindruckende Weise mit seiner Musik.

„Ich hatte auch Panikattacken während dieser Zeit, weil ich mich so um meine Familie in den Staaten gesorgt habe. Man wusste halt nicht, ob das da drüben jetzt tatsächlich kippt und ob die dann OK sind, in dieser Einöde der USA. Deshalb haben wir die EP isoliert und diese Songs in diesem Kontext rausgebracht.“

Auch das neue Album setzt sich lyrisch mit diesen Themen auseinander. Wenn Gagneux in Bow immer wieder zwischen Verzweiflung und Ekstase changierend die Textzeile Bow down to the American way wiederholt, dann hat das einen bedrückenden wie beeindruckenden Effekt. Zeal & Ardor sind mehr als nur eine weitere Avantgarde-Black-Metal-Band. Sie sind eine der wichtigsten und relevantesten Metal-Bands, die es heute gibt, und mit ihrem speziellen Sound auch für alle, die bisher nichts mit Black Metal anfangen konnten, ein absolutes Muss.

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Ich muss leider gestehen, dass es viele Alte Weiße Männer im Metal gibt. Sehr viele. Wirklich sehr, sehr viele! Dieser Typ Musikfan oder Musiker, der es nicht dabei belässt, seine alten Lieblingsbands zu hören, sondern jedem, der es hören will (oder auch nicht), erzählt, dass früher alles besser, härter, und trver war. Eine der schlimmsten Vertreter dieser „Ich weiß alles besser und du musst das hören, was ich höre“-Spezies ist Chris Barnes. Barnes war Ende der 1980er/Anfang der 1990er als Frontman von Cannibal Corpse eine wichtige Figur in den Anfangstagen des Death Metals. Und credit where credit is due, auch die ersten Alben seiner aktuellen Band Six Feet Under waren recht anständig. Allerdings hat Barnes in den letzten zwei Jahrzehnten in der Metalwelt vor allem als Witzfigur von sich zu hören gemacht. Seine inzwischen katastrophale Stimme und die grottenschlechten Alben von Six Feet Under haben ihm zu einem wandelnden Meme verkommen lassen. Anlässlich einer Talkshow, in der die aktuellen Sänger von Cannibal Corpse, Gatekeeper, The Black Dahlia Murder und Undeath (vier der wichtigsten modernen Death-Metal-Bands) über modernen Death Metal sprachen, blamierte sich Barnes auf Twitter wieder einmal zu Tode. Er „verachte“ die moderne Szene, spottete er dort, sie mache ihn sogar „körperlich krank“. Wenige Tage später legte er nach und wünschte nicht nur der modernen Death-Metal-Szene, sondern auch gleich dem gesamten Metal-Journalismus, sie mögen „doch zur Hölle fahren“. Ein Angebot, in Jamey Jastas (Hatebreed) Podcast aufzutreten, lehnte er natürlich ab. Die ganze Story kann man hier oder hier nachlesen. Neben viel Hohn und Spott hat Barnes lächerliche Breitseite gegen eines der innovativsten Subgenres des Metals vor allem eins bewirkt: Auf Social-Media-Plattformen wie YouTube folgte eine Lawine an Empfehlungen junger, moderner Death-Metal-Bands, die zeigen, wie healthy and alive die Szene ist. Und da lasse ich mich doch nicht lumpen und möchte euch selbst eine Reihe Bands an Herz legen, die das Genre im Jahr 2022 mitbestimmen. Neben den oben bereits ausführlich gehypten Venom Prison sind einige meiner Favorit*innen: Crypta, Rivers of Nihil, Alustrium, Frozen Souls, Blood Incantation und Gatecreeper. Wenn euch also der Sinn nach einer ordentlichen Portion Death Metal steht, nehmt eine Band dieser Aufzählung und lehnt euch entspannt zurück.

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Es war 2019 auf dem Wacken Open Air, als mich meine Freund*innen fragten, ob ich nicht mitkommen wolle zu dieser indischen Metalband, die auf YouTube einige virale Videos hatte, in denen sie Bollywood-Songs im Metal-Stil covern. Ich habe dankend abgelehnt und stattdessen in unserem Camp Bier getrunken. Das war definitiv eine schlechte Entscheidung. Nicht nur sind meine Freund*innen völlig begeistert von der Show wiedergekommen, kurz danach habe ich zudem festgestellt, um was für eine grandiose Band es sich handelt. Nun, rund drei Jahre später, haben Bloodywood mit Rakshak ihr erstes eigenständiges Studioalbum veröffentlicht, das es absolut in sich hat. Dass dieses gerade in den englischsprachigen Fachzeitschriften für großes Aufsehen gesorgt hat, verwundert nicht. Es gibt aktuell keine Band, die so klingt wie Bloodywood (Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich jemals eine Band mit diesem Sound gehört habe). Dabei verbindet das Sextett aus Neu-Delhi den Nu-Metal-Sound der späten 1990er und frühen 2000er mit Groove und Rap Metal und – traditioneller indischer Volksmusik (vor allem aus dem Punjab). Diese einmalige Kombination verspricht vor allem eins: grenzenlose Energie. Man spürt jedem beteiligten Musiker an, dass er für das brennt, was die Band veranstaltet, und das transportiert sich direkt auf die Zuhörer*innen. Songs wie Gaddaar oder Dana-Dan haben das Flair der frühen Sachen von Linkin Park und Limp Bizkit, grenzen sich durch den Einfluss der indischen Folk-Elemente aber auch deutlich von den großen Vorbildern ab. Generell lässt sich nicht über Bloodywood reden, ohne die traditionellen indischen Einflüsse wertzuschätzen. Da sind zum einen die Lyrics, die immer wieder zwischen englischen Rap Parts und Hindi/Panjabi Screams wechseln. Dazu nutzt die Band auch klassische Instrumente wie indische Flöten, Dhols (eine indische Trommel) oder Tumbis (ein Saiteninstrument, das an eine Sitar erinnert). Das verleiht ihrem Sound diesen Vibe, den viele mit Bollywood-Soundtracks verbinden. Aber versteht mich nicht falsch: Bloodywood sind keine exotische Ausnahme, an der weiße Europäer*innen zeigen können, wie aufgeschlossen und divers sie sind. Bloodywood gehören zur Nu Wave of Nu Metal (sollte es diesen Begriff noch nirgendwo geben, möchte ich ihn hiermit beanspruchen!), einer Bewegung um Bands wie Tetrach oder Spiritbox, die sich anschicken, das Genre wieder populär zu machen. Bloodywood passen perfekt in diese neue Generation von Nu-Metal-Bands, die ihrem Sound das gewisse Extra hinzufügen und viele ernste Themen in ihren Songs verarbeiten: Depression und Suizid (Jee Veerey), Gewalt gegen Frauen in Indien (Dana-Dan) oder Mobbing (Endurant). Dass vor allem die Rap-Parts phasenweise etwas dünn wirken und einige elektronische Beats doch sehr generisch sind, wären die einzigen Kleinigkeiten, die ich an Rakshak kritisieren könnte. Insgesamt ist der Band ein beeindruckendes und eigenständiges Debüt gelungen. Ich glaube, dass die Band mit dieser Energie zum Dauergast auf Festivals werden wird. Verdient hätte sie es!

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Die nächste Band aus der Reihe „Gruppen, die schon heute die Zukunft des Metals sind“ sind die Briten von Rolo Tomassi. Das Quartett rund um das Geschwisterpaar Eva (Gesang) und James Spence (Gitarre) ist die Wildcard des heutigen Newsletters. Ursprünglich kommt die Band aus dem (Post-)Hardcore und Mathcore, also zwei Subgenres, die sehr zum Chaos neigen, hat aber seit jeher auch vor zahlreichen anderen Einflüssen nie Halt gemacht (wie Jazz, Dreampop, Elektro). Auf ihrem dritten Album Where Myth Becomes Memory (VÖ: 04.02.) ist genau diese Unvorhersehbarkeit das ganz große Plus der Band. Neben einer Indie-Pop-Ballade wie Closer (die im besten Sinne auch auf einem früheren Coldplay-Album hätte sein können), stehen chaotische Metal-/Mathcore-Tracks wie Cloaked oder To Resist Forgetting, die in ihrer Härte rücksichtslos sind. Da dieser Wechsel zwischen sanft und hart, laut und leise keinem klaren Muster und Konzept folgt, wirkt alles noch intensiver. Für mich funktioniert der Sound immer dann am besten, wenn Rolo Tomassi diese Kontraste in einem Song verbindet, wie es etwa in Mutual Ruin oder Drip grandios gelingt. Sicherlich nichts für Metal-Purist*innen, aber alle, die Musik auch außerhalb der gewohnten Pfade mögen, werden hier sicher glücklich.

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Der Niederländer Arjen Lucassen ist ein Phänomen. Neben der Arbeit an seiner monumentalen Sci-Fi, Fantasy, High-Concept Metal-Oper Ayreon schafft es der Multiinstrumentalist wie nebenbei noch, ein Doppelalbum seines anderen Projekts Star One herauszubringen. Für Lucassen war Star One immer die Spielwiese seiner rifforientierten Metal-Seite und der Ort für alles was nicht in das strikte Konzept Ayreons passt. Wobei es auch auf dem dritten Album des Projekts Revel in Time (VÖ: 18.02.), das erste seit über einem Jahrzehnt, ein loses Konzept gibt, das die einzelnen Songs miteinander verbindet. Alle Tracks erzählen Zeitreisegeschichten und sind inspiriert von (mal mehr, mal weniger) bekannten Filmen. Und obwohl Revel in Time deutlich härter und direkter ist als das letzte Album Ayreon, kommen Fans des Niederländers voll auf ihre Kosten. Seine Mischung aus Power Metal, Heavy Metal und Progressive Rock, kombiniert mit dem so markanten Lucassen-Keyboard- und Synthesizer-Sounds, bleibt einfach unverkennbar. Ein zusätzlicher Bonus jedes Projekts von Arjen Lucassen ist die Riege unterschiedlicher Gastsänger*innen, die er darin versammelt. Genregrößen wie Nightwishs Floor Jansen, Brittney Slayes von Unleash the Archers, Hakens Ross Jennings oder dem früheren Kamelot-Frontman Roy Khan geben sich die Klinke in die Hand und machen das Album im besten Sinne unvorhersehbar. Kein Song gleicht dem anderen und so fällt es mir auch schwer, repräsentativ einen auszuwählen. Aber alle Fans von klassischem Heavy und Power Metal, die nichts gegen progressive Ausritte haben, werden Lieder finden, die sie begeistern. Und wenn ihr euch außerdem noch für klassische Zeitreisefilme interessiert, habt ihr zusätzlich Spaß dabei, herauszufinden, welche Songs von Terminator, Primer oder Donnie Darko inspiriert sind. Ein kleiner Spoiler: Back from the Past basiert, man glaubt es kaum, auf den Zurück in die Zukunft-Filmen!

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Zum Abschluss ein paar weitere Alben, die ich im Februar gerne mochte:

Author & Punisher, das Industrial-Metal-Projekt des Toningenieurs Tristan Shone, der viele seiner Instrumente selbst baut, gehört seit Jahren zu den speziellsten Bands der globalen Metalwelt und hat mit Krüller ein bedrückendes neues Album herausgebracht (VÖ: 11.02.). Bereits im Januar haben die Progressive Stoner Metaller von Earthless ihr neues Instrumental-Album Night Parade of One Hundred Demons releast: Drei Songs, jeder 20 Minuten lang – die perfekte Musik zum Arbeiten (VÖ: 28.01.). Kanadas legendäre Sci-Fi-Progressive-Thrash-Metaller Voivod haben mit Synchro Anarchy ein sehr cooles neues Album veröffentlicht (VÖ: 11.02.). Und zu guter Letzt möchte ich euch die indonesische Atmospheric-Black-Metal-Band Pure Wrath ans Herzen legen, deren neues Album Hymn to the Woeful Hearts ich bei Gelegenheit definitiv ausführlicher besprechen werden (VÖ: 18.02.)

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1 Comment
Yvonne
Feb 28, 2022

Wie schon gesagt, dein Newsletter hat mir den Tag gerettet. Ich hab Amorphis wieder entdeckt. Wie konnte ich die Band nur vergessen?

Erstaunlicherweise haben mir Zeal & arder und Star one auch sehr gefallen. Hätte ich nicht erwartet. Die Texte von Venom Prison haben mich sehr berührt, auch wenn ich der Musik nicht viel abgewinnen kann.

Und Bloodywood finde ich witzig, aber auch anstrengend, wenn du weisst, was ich meine.

Auf jeden Fall hatte ich eine gute Zeit mit deiner Musik und der Kopf hatte mal eine angenehme Auszeit. Vielen Dank

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