Manchmal ergibt es sich, dass sich die Musik, die mich begeistert hat, unter einem Motto zusammenfassen lässt. Deswegen ernenne ich den März offiziell zum Progressive-Metal-Monat 2023. Alle Künstler*innen, über die ich in dieser Ausgabe schreibe, lassen sich auf die eine oder andere Weise als progressive Musik interpretieren. Viel Spaß!
Metal-Fabelsammlung in Umbrella-Academy-Verkleidung
Ich habe ewig hin und her überlegt, wie ich diese Text eröffne, und weil ich zu keiner guten Lösung gekommen bin, sind hier die drei Punkte, von denen ich euch überzeugen will: Erstens, die Briten Haken gehören zu den am meisten unterschätzten Bands, nicht nur des Progressive Metals, sondern des gesamten Genres. Zweitens, ihr siebtes Album „Fauna“ ist das beste des Jahres 2023 und es ist mir egal, dass ich das im letzten Newsletter schon über Hellripper behauptet habe. Drittens, ein grandioses lyrisches und ästhetisches Konzept können ein Album in ganz neue Sphären katapultieren.
Und mit dem letzten Punkt will ich direkt anfangen. Denn bei „Fauna“ handelt es sich um eine mit Metal vertonte Fabelsammlung. Jedes Lied setzt sich mit einem oder mehreren Tieren auseinander und leitet daraus menschliche Eigenschaften ab. Manchmal geschieht das sehr direkt (wie bei „Taurus“ oder „Nightingale“) und manchmal eher subtil („Eyes of Ebony“ ist dem verstorbenen Vater von Gitarrist Richard Henshall gewidmet und beschreibt die Reise eines Raben). Dieses Konzept zieht sich bis zum sensationellen Artwork des Albums hin, das von meiner Twitter-Freundin Berit Glanz ganz treffend als „Umbrella-Academy-Vibe“ beschrieben wurde, nach der gleichnamigen Netflix-Serie. (Und ich habe es Berit auch verziehen, dass sie mir in ihrem sehr tollen Newsletter einen schlechten Musikgeschmack unterstellte!) Jetzt kann ein spektakuläres Konzept ein schlechtes Album in meinen Augen nicht retten, aber es kann ein sehr gutes Album zu einem herausragenden machen – und genau das ist hier der Fall!
Denn musikalisch bewegen sich die Briten aktuell sowieso in einer eigenen Liga. Für mich sind sie die Speerspitze des modernen Progressive Metals. Ihr musikalisches Fundament erinnert ganz entfernt an die Prog-Bands der 1990er und 2000er wie Tool, Dream Theater oder Porcupine Tree, aber kombiniert diesen Sound mit dem Djent-lastigen Gitarrenspiel der 2010er von Meshuggah und Co. Dazu kommt, dass die Gruppe keine Angst hat, aus ihrem Metal-Korsett auszubrechen und poppige Synth-Melodien (man höre nur den Anfang von „The Alphabet of Me“) und eigentümliche Songstrukturen zu verwenden. Vor allem letzteres gelingt der Band wie keiner zweiten. Bereits ihr 2013er Song „Cockroach King“ zeigt, wie viel Risiko die Band einzugehen bereit ist und wie sehr sie Out-of-the-Box denkt. Nicht nur wegen des grandiosen Videos sind Haken für mich deswegen die Metalband, die am dichtesten an Queen herankommt. Auch „Fauna“ kann mit einem solchen Song aufwarten – „Elephants Never Forget“ nimmt uns Hörende mit auf eine über 11-minütige Reise in die ganz eigene Klangwelt Hakens.
Also tut euch den Gefallen und lasst euch nicht von den 62 Minuten Spielzeit des Albums abschrecken, denn in Hakens fabelhafter Welt ist jede Sekunde ein Genuss.
Dem Hass zum Trotz
As das japanische Projekt BABYMETAL 2014 mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum die Metalandschaft betrat, sorgte das für eine gewaltige Eruption innerhalb der Szene. In diesem Jahrtausend gab und gibt es keine andere Band, die die Grenzen dessen, was Metal sein kann, so sehr verschoben hat wie BABYMETAL. Kawaii Metal nennt sich das Genre, das durch die damals drei Sängerinnen und ihrer „Kami Band“, die aus mehr oder weniger festen Session-Musikern besteht, begründet wurde. Im Kern kombinieren sie allerlei Spielarten des modernen Metals wie Industrial, Groove, Progressive oder Power Metal mit J-Pop und vor allem dessen so charakteristischen Gesang. Eine radikale neue Mischung, in der zwei Welten aufeinanderprallen, die vorher nicht zusammengedacht wurden.
Seit diesem Debüt ging es für die Band nur bergauf. Sie haben zahlreiche Touren in Nordamerika und Europa gespielt, inklusive eines Auftritts im ausverkauften Wembley Stadion. Sie waren auf Covern der größten Musikmagazine der Welt und sind seit ihrem letzten Album „Metal Galaxy“ (2019), das auf Platz 13 der US-Billboard-Charts eingestiegen ist, die erfolgreichste japanische Band in den Vereinigten Staaten. Ihr erster Hit „Gimme Chocolate!!“ hat auf YouTube inzwischen über 170 Millionen Views. Selbst der gesundheitsbedingte Ausstieg von Gründungsmitglied Yuimetal hat BABYMETAL nicht aufhalten können.
Und das trotz der Umstände. Denn seit die Gruppe um Su-Metal und Moametal, die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder, erfolgreich ist, wird sie vor allem im Netz rassistischen und misogynen Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt (was umso widerlicher ist, wenn man bedenkt, dass die drei Musikerinnen zu Beginn ihrer Karriere noch Teenager waren). Dass die Band sich den Vorwurf gefallen lassen muss, „False Metal“ zu machen, also eigentlich gar keine echte Metalband zu sein, ist dabei noch das mit Abstand Harmloseste (hier ein Artikel aus 2014 zu dem Thema). Gerade in den Anfangstagen der Band haben sich Teile der Metalszene von ihrer schlechtesten Seite gezeigt. Dass dieser widerliche Hass inzwischen zur Ausnahmeerscheinung geworden ist, wenn über BABYMETAL geschrieben oder gesprochen wird, hat mit einem erstaunlichen Selbstreinigungsprozess zu tun. Genregrößen wie Rob Zombie, Mikael Åkerfeldt (von Opeth) oder Jonathan Davis (von Korn) haben öffentlich Stellung für die Japanerinnen bezogen und die musikalische Qualität des Projekts angepriesen. So sind die Hass-Kommentare gegenüber BABYMETAL zwar nicht verschwunden, aber sie werden inzwischen angemessen geächtet.
Es ist auch ganz egal, was die Hater wollen, denn so schnell wird BABYMETAL nicht wieder verschwinden. Mit ihrem vierten Album „The Other One“ (VÖ: 24.03.) beweisen Su-Metal und Moametal einmal mehr ihre Vielseitigkeit. Die Platte läutet dabei ein neues Kapitel in der Bandhistorie ein. Als Reaktion auf Yuimetals Ausstieg und den Folgen der Pandemie ist es auch nicht verwunderlich, dass der Sound der Band – wie bei vielen ihrer Kolleg*innen – düsterer und ernsthafter ist als auf den vorherigen Veröffentlichungen. Das wurde direkt mit der sehr introvertierten und reduzierten Vorab-Single „Monochrome“ deutlich. Zwar verabschieden sich BABYMETAL nicht von ihrer Erfolgsformel – J-Pop-Vocals treffen immer noch auf Metal-Sounds – aber das ist alles längst nicht mehr so bunt wie etwa noch auf „Metal Galaxy“. Die Band hat die musikalische Härte für mehr Atmosphäre und einen stärkeren Fokus auf den Gesang ein wenig zurückgedreht. Zwar gefallen mir persönlich die flamboyanten Songs der Band einen Tick besser, aber ich verstehe den Wunsch des Duos, eine andere Facette von sich zu zeigen. Und ganz verabschieden müssen wir uns von den drückenden Over-the-Top-Songs auch nicht. „Mirror Mirror“ zeigt, dass BABYMETAL jederzeit ein echtes Brett raushauen kann, und in „METALIZM“ zelebriert die Band ihre Liebe zu elektronischen Elementen. Und so bleibt am Ende nur eine Erkenntnis: BABYMETAL sind zurück und gekommen, um zu bleiben!
Grenzenlose Weiten
Obwohl sie in ihrer australischen Heimat längst als Stars der Metalszene gelten, fliegen sie in Europa und Deutschland noch weitestgehend unter dem Radar. Die Rede ist vom Progressive-Metal-Quartett Ne Obliviscaris und seinem vierten Studioalbum „Exul“ (VÖ:24.03.). Dass die Band hierzulande nicht viel mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist eine echte Schande, denn selbst im Reich des Progressive Metals fällt sie mit ihren ausufernden Sound-Landschaften auf. Abgesehen vom letzten Song des Albums, der mehr oder weniger ein Outro darstellt, ist jeder der anderen fünf Tracks mindestens 8 Minuten lang. Bei vielen anderen Bands würde ich denken, dass man hier und da gut und gerne ein paar Minuten hätte streichen können, aber Ne Obliviscaris schaffen es, mich über die gesamte Spielzeit ihrer Songs zu begeistert, so vielseitig, unvorhersehbar und packend ist das Songwriting der Band.
Das große Faustpfand der Gruppe ist dabei die Violine, die als vollwertiges Instrument in den Sound integriert. Sie ist nicht nur ein Gimmick wie bei viel anderen Gruppen, die sich dadurch vermeintliche Tiefe verleihen wollen, sondern steht gleichberechtigt neben Gitarre, Bass und Schlagzeug. Da macht es auch nichts, dass der Gesang, trotz des permanenten Wechsels zwischen Clean Vocals und Growls, ein wenig eindimensional daherkommt. Ganz im Gegenteil, ich glaube, gäbe es zu den jetzt schon sehr fordernden Songstrukturen auch noch theatralische Vocals, die sich in den Vordergrund drängen, könnte das schnell zu viel werden. All diese Facetten, die ich an dem Sound der Aussies so mag, finden sich im Album-Opener „Equus“. Wenn euch also diese 12 Minuten gefallen, dann kann ich euch das Album bedenkenlos ans Herz legen.
Von Nordischen Mythen und Prog Rock
Die Wichtigkeit der norwegischen Band Enslaved in Bezug auf den modernen Black Metal kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Als die Second Wave of Black Metal, also die heute berüchtigte norwegische Szene, die insbesondere durch brennende Kirchen und Morde ihren unrühmlichen Platz in den Metal-Geschichtsbüchern gefunden hat, Ende der 1990er-Jahre musikalisch ziemlich am Ende war, waren es die Mannen aus Haugesund, die dem Genre ein neues Leben einhauchten. Mit ihrem Album „Eld“ (1997) öffneten sie den klassischen Black Metal wie vor ihnen keine andere Band für Progressive-Rock-Elemente und schufen damit das Subgenre, das wir heute als Progressive Black Metal kennen.
Nach über 30 Jahren Bandgeschichte gehören Enslaved längst über Genre-Grenzen hinaus zu den am meisten wertgeschätzten Metalbands. Und bei all den Erfolgen bin ich fasziniert, dass mich die Band auch auf ihrem 16. Studioalbum „Heimdal“ noch überraschen kann (VÖ: 03.03.). Okay, nicht im Großen und Ganzen – da liefert Enslaved eine Mischung aus Black Metal und Progressive Rock eingewoben in ein Konzept, das sich um die nordische Mythologie dreht (dieses Mal geht es, und man kann es vielleicht erahnen, um den Wächter der Regenbogenbrücke, des sogenannten Bifröst, Heimdal). Aber in den Details entwickeln Sänger Grutle Kjellson, Guitarrist Ivar Bjørnson und Co. ihren Sound unaufhörlich weiter. Das beginnt schon in den ersten Sekunden des Albums, die uns mit den Geräuschen von am Bug eines Schiffes zerschellenden Wellen begrüßt, ehe „Heimdals Horn“ die Hörenden in die Tiefen der nordischen Mythologie hineinzieht.
Musikalisch wirkt das Album an vielen Stellen fokussierter, als der teilweise sehr verspielte Vorgänger „Utgard“. Was aber nicht bedeutet, dass der progressive Anteil hier niedriger ist, nur ist alles in strukturiertere Bahnen gelenkt. Der Wechsel zwischen klarem Gesang und Growls, die integrierten Keyboard-Passagen und Gitarren-Soli ordnen sich etwas organischer dem Konzept des Albums unter. Wer Enslaveds Reise in progressive Gefilde in den vergangenen 20 Jahren mitgemacht hat, wird von „Heimdal“ begeistert sein. Und allen, die bisher eher die Finger vom Black Metal gelassen, kann ich das 16. Werk der Norweger als Genre-Einstieg nur wärmsten empfehlen.
Ein Album, das nicht hätte sein sollen
Dass „Time Will Get Us All”, das dritte Studioalbum der US-amerikanischen Progressive-Death-Metal-Band Entheos, überhaupt existiert, ist ein kleines Wunder. Im August 2021 war Sängerin Chaney Crabb in einen Unfall verwickelt, nach dem sie mit hundert Stichen im Gesicht genäht werden musste. Die sehr graphischen Details erspare ich euch an dieser Stelle (sie können beispielsweise hier nachgelesen werden). Entscheidend ist aber, dass an den Tagen nach dem Unfall nicht feststand, ob Crabb je wieder problemlos sprechen, geschweige denn Singen können würde.
Fast zwei Jahre später hören wir die Antwort auf diese Fragen mit unseren eigenen Ohren – Crabb ist zurück und klingt, als wäre nie etwas geschehen. Dass die traumatischen Ereignisse trotzdem ihre Spuren auf dem Album hinterlassen haben, liegt auf der Hand. Thematisch ist es das introvertierteste der zugegeben bisher recht kurzen Bandgeschichte. Es geht auf der einen Seite um die Bewusstwerdung der eigenen Endlichkeit („Darkest Day“, „The Sinking Sun“), aber auch um die eigene Widerstandsfähigkeit und das sich Zurückkämpfen ins Leben („The Interior Wilderness“, „Clarity in Waves“).
Diese neu gewonnene Tiefe in den Songtexten findet sich ein Stückweit auch in der Musik Entheos wieder. Zum ersten Mal zeigen sich Crabb und Navene Koperweis (Gitarre, Schlagzeug) alleine für das Songwriting zuständig, was dem Sound der Band auf jeden Fall guttut. Klar, das ist immernoch intensiver, sehr dichter Progressive-Death-Metal und wird Menschen, die dem Genre so gar nichts abgewinnen, nicht vom Gegenteil überzeugen, aber im Death-Metal-Kosmos fällt das Duo mit „Time Will Give Us All“ auf und variiert mehr als noch auf früheren Alben. Gerade die Klargesang-Einlagen in „I Am The Void“ oder dem Titeltrack brechen die Struktur des Albums, das sich ansonsten in technisch anspruchsvollem Extreme Metal bewegt, auf angenehme Art und Weise auf. Von diesen Verschnaufpausen würde ich mir auf Album Nummer vier noch mehr wünschen. Das ändert aber nichts daran, dass „Time Will Get Us All“ ein beeindruckendes und durch die lyrische Tiefe enorm emotionales Album ist.
Vorhang auf!
Seit beinahe 30 Jahren hält Kamelot in der Welt des Melodic Metals eine Nische besetzt, die ihnen eine treue Fangemeide eingebracht hat: Progressive Metal trifft Power Metal trifft Symphonic Metal. Heraus kommt dabei ein Sound, der ziemlich einmalig ist. Zwar anspruchsvoll mit vielen unterschiedlichen Facetten, aber doch so auf Melodie und Eingängigkeit ausgerichtet, dass man die Musik ab dem ersten Hören genießen kann. Insbesondere ihre Trilogie Mitte der 2000er („Epica“ (2003), „The Black Halo“ (2005) und „Ghost Opera“ (2007)) ist herausragend und begeistert mich heute immernoch so sehr wie schon als Teenager. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass mich die Musik von Kamelot seit dem gesundheitsbedingten Ausstieg von Sänger Roy Khan 2010 nicht mehr so richtig gepackt hat. Und um das direkt klarzustellen, das liegt nicht an seinem Nachfolger dem Schweden Tommy Karevik. Ganz im Gegenteil, Karevik ist einer meiner liebsten Sänger im Melodic Metal, insbesondere seine Beteiligungen an der Metal-Oper „Ayreon“ sind herausragend.
Ich weiß also nicht, ob ich einfach ein stückweit aus Kamelot herausgewachsen bin, oder ob sich die Formel, nach der der Sound des internationalen Quartetts funktioniert, etwas abgenutzt hat. Denn der Aufbau eines typischen Kamelot-Songs ist seit Jahrzehnten der gleiche: Bombastische Symphoniearrangements, (zumeist weibliche) Chöre, große Melodien und ein wenig Doublebass für die Härte. Und daran ändert leider auch das 12. Studioalbum der Band „The Awakening“ nichts grundsätzlich (VÖ: 17.03.). Das Album ist absolut nicht schlecht und ich habe auch Spaß daran, solange es im Hintergrund läuft. Doch in dem Moment, in dem das Album vorbei ist, habe ich das meiste auch schon wieder vergessen. Zu gleichförmig und vorhersehbar sind die zwölf Songs in der Regel.
Aufmerksam werde ich immer nur dann, wenn Kamelot die eigene Komfortzone zumindest ein Stück verlässt. Bei Songs wie „Bloodmoon“, mit einigen orientalischen Einflüssen, oder „New Babylon“, der durch Gast-Growls von Melissa Bonny (sonst Ad Infinitum) auffällt, zeigt die Band, dass alte Hunde hier und da eben doch noch neue Tricks lernen können. Und so hoffe ich, dass Bandgründer Thomas Youngblood und Co. sich in Zukunft etwas mehr trauen, entweder musikalisch oder konzeptionell, um mich wieder restlos zu überzeugen. Dennoch kann ich „The Awakening“ bedenkenlos allen empfehlen, die auf melodischen oder symphonischen Metal stehen, denn in ihrer Nische sind Kamelot auch weiterhin unangetastet.
Ein Gegenmittel gegen rauchende Köpfe
Zum Abschluss gibt es natürlich noch ein wenig Heavy Metal, um nach der ganzen anspruchsvollen Musik etwas den Kopf freizubekommen. Und bei meinem diesmaligen Gute-Laune-Tipp konnte ich mich einem Hype nicht ganz entziehen. Night Demon aus den USA haben mit ihrem dritten Album „Outsider“ den Spitzenplatz als Album des Monats sowohl im Metal Hammer als auch auf metal.de ergattern können – immerhin den beiden größten deutschen Online-Plattformen für Metal-Rezensionen. Diese Auszeichnung hat sich das Trio aus Kalifornien auch redlich verdient. Bereits der Titeltrack, der das Album nach einem kurzen Prelude eröffnet, zeigt, wohin die Reise gut – Old School Heavy Metal mit einer dicken Kelle Hard Rock, der die Sonne Kaliforniens direkt durch die Lautsprecher transportiert. Wer zu der Nummer nicht im Takt mitwippt, hat Heavy Metal nie geliebt! Wenn ich eine Kritik anbringen möchte, dann die Kürze des Albums. Zieht man Intro und Bonus-Track ab, bleiben noch sieben Songs übrig, von denen zwei auch noch Balladen sind. Ich habe zwar nichts grundsätzlich gegen Balladen, und gerade „Beyond the Grave“ nimmt zum Ende hin ordentlich Fahrt auf, aber meinen Heavy Metal mag ich dann doch eher schnell und dreckig. Fünf reine Headbang-Nummern sind mir da etwas zu wenig. Gerade „A Wake“ klingt unglaublich nach einer 2000er 3-Doors-Down-Schnulze – einen Sound, den man nicht zwingend recyceln muss. Die restlichen Songs treffen dafür genau ins Schwarze und gehören zu dem Besten, was ich aus der Traditional-Heavy-Metal-Ecke dieses Jahr gehört habe. Also schmeißt den Grill an, Night Demon haben den perfekten Soundtrack fürs Angrillen parat.
Was ich diesen Monat sonst noch mochte
Die Mitglieder von Majesties sind sonst eigentlich im Melodic-Black-Metal zuhause, haben für ihr neues Projekt aber ihrer Liebe zum Melodic Death Metal entdeckt. Wer die alten Alben von At The Gates, In Flames oder Dark Tranquillity vermisst, wird auf „Vast Reaches Unclaimed“ definitiv fündig. Eigentlich wollte ich über Insomnium einen eigenen Eintrag verfassen, aber irgendwie hatte ich keinen Platz dafür – nun also hier. Die Meister der Melancholie stellen den Härtegrad auf ihrem neuen Album „1696“ wieder deutlich hoch – ein packendes, schönes Melodic-Metal-Album der Altmeister. Zwar nicht so gut wie ihr Debüt, aber auch auf ihrem zweiten Album „Might & Power“ überzeugt mich die Schweizer Epic-Heavy-Metal-Band Megaton Sword mit tollen Melodien und epischen Arrangements. Und zu guter Letzt haben die US-amerikanischen Metalcore-Ikonen August Burns Red ihr zehntes Album „Death Below“ veröffentlicht, auf dem alles beim Alten und alles sehr gut ist.
Okay, mit ein bisschen Verspätung bin ich nun auch Babymetal verfallen. Alter, ist das großartig!