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#RobsMetalMoments – Best Metal Albums of 2022

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#RobsMetalMoments – Best Metal Albums of 2022

The Best of the Best - #3 to #1

D. R. Staehr
Dec 24, 2022
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#RobsMetalMoments – Best Metal Albums of 2022

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Wir haben es geschafft! Mein Musikjahr kommt mit dem heutigen Newsletter an sein Ende. Ich habe über rund 100 unterschiedliche Metal-Alben im letzten Jahr geschrieben –  welche drei davon mich am meisten begeistert, berührt und am längsten beschäftigt haben, verrate ich euch endlich. Lasst mich in den Kommentaren oder auf Twitter gerne wissen, was eure liebsten Alben des Jahres waren, und was ihr von meiner Auswahl haltet.

An dieser Stelle möchte ich auch die Gelegenheit nutzen, mich bei allen zu bedanken, die sich im vergangenen Jahr die Zeit genommen haben, meine Gedanken über Musik zu lesen. Ich freue mich wirklich extrem darüber und nehme es nicht als selbstverständlich hin.

Allen, die es feiern, wünsche ich nun frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in das neue Jahr. Wir lesen uns 2023 an gleicher Stelle. Und nun zum letzten Mal dieses Jahr: viel Spaß mit RobsMetalMoments!

#3 Disillusion – Ayam
(VÖ: 4. November, Prophecy Productions)          

Als Disillusion 2019 mit „The Liberation“ ihr erstes neues Album nach 13-jähriger Pause veröffentlichten, war ich vom Comeback der Band schwer begeistert. Das neue Material kam zwar nicht an das legendäre Debüt „Back to Times of Splendor“ von 2004 ran, aber diese Qualität, so glaubte ich damals, würde die Band nicht noch einmal erreichen. Tja, wie falsch ich damals lag! „Ayam“, das erst vierte Studioalbum in der fast 30-jährigen Bandgeschichte, gehört zum Besten, was die deutsche Metal-Landschaft hervorgebracht hat. Ich kenne nicht viele Bands, die einen so vielschichtigen, progressiven und interessanten Sound haben wie das Quartett aus Sachsen. Alles, was Disillusion so außergewöhnlich macht, findet sich bereits im Album-Opener „Am Abgrund“. Der 11-Minuten-Song, der lediglich einen deutschen Namen, aber englische Lyrics hat, wandert zwischen Death, Post und Progressive Metal. Sanfte Akustikpassagen wechseln sich mit harten Growls und Death-Metal-Riffs ab. Spätestens nach diesem Lied wissen die Hörenden, was sie erwartet. „Ayam“, und das ist eine Gemeinsamkeit der Alben in meinen Top 3, ist zu jeder Zeit unberechenbar. Es gibt nur wenige andere Gruppen, die so spielerisch zwischen verschiedenen Genres wandern, ohne dass es willkürlich oder prätentiös wirkt. Im vorletzten Song des Albums „From the Embers“ heißt es: „In the dawning of the day // We’re deep in this together now // Now come and lead the way”, und das beschreibt mein Verhältnis zu Disillusion perfekt. Wir sind jetzt zusammen drinnen in dieser Sache, und ich lasse mir nur zu gerne den Weg von der aktuell besten deutschen Metal-Band weisen.

#2 White Ward – False Light
(VÖ: 29. April, Debemur Morti)

Am 24. Februar dieses Jahr überfiel Russland die Ukraine und intensivierte damit einen verheerenden Krieg, den Putins Regime bereits seit 2014 führt. Knapp zwei Monate später veröffentlichten die Ukrainer White Ward ihr neues Album „False Light“. Noch während ihr Land sich den Angriffen des großen Nachbaren erwehren musste, beendete die Band aus Odessa die Arbeiten an ihrem dritten Studioalbum. So ist es kein Wunder, dass White Ward in der Metal-Szene zum Synonym für die Wehrhaftigkeit der Ukrainer*innen geworden ist.

Aber versteht mich nicht falsch – dass das Album auf diesem Platz in meiner Liste steht, hat nichts mit dem aktuellen Weltgeschehen zu tun. Jedenfalls nicht nur, denn zur Wahrheit gehört eben auch, dass „False Light“ nicht außerhalb dieses Geschehens existiert und wirkt. Rein musikalisch ist der progressive Post Black Metal von White Ward außergewöhnlich – und das nicht nur wegen des Saxofons, das die Band so effektiv wie nur wenige andere Metal-Gruppen einsetzt. Insbesondere die langen Songs auf dem Album, die um oder deutlich über der Zehn-Minuten-Marke liegen, zeigen das Talent des Quintetts. „Leviathan“, „Silence Circles“ oder der Titeltrack nehmen die Hörenden mit auf überraschende musikalische Reisen. Die Band fokussiert ihren Sound immer auf die Melancholie und den Schmerz. Das Thema des Albums – ein Mensch, der einer Metropole entflieht, um auf dem Land ein ruhigeres Leben zu suchen, dort aber nur neue Probleme findet – ist so universell erzählt, dass die transportierte Traurigkeit jede*n trifft. Und hier verbinden sich Sound und Lyrics des Albums mit unserer Welt im Jahr 2022. White Ward haben kein Album über den Krieg geschrieben, und doch scheint es dessen Schrecken auf bedrückende Weise einzufangen. Ich habe beim ersten Mal, als ich über das Album geschrieben habe, gesagt, dass es nur selten passiert, dass ein Album auf fast unheimliche Weise zu so einem treffenden Moment erscheint. White Ward ist das mit „False Light“ definitiv gelungen.

#1 Messa - Close            
(VÖ: 11. März, Svart Records)

Meistens beteuern Autor*innen solcher Toplisten, wie schwer es ihnen gefallen ist, eine Nummer 1 zu finden, und wie eng die einzelnen Alben beieinander liegen. Ich kann hier aus vollem Herzen und mit all meiner Überzeugungen verkünden: Mit großem Abstand das beste Metal-Album des Jahres 2022 ist „Close“ der Italiener*innen Messa! Es hat zwar ein paar Durchläufe gebraucht, bis ich mich der Platte vollkommen hingeben konnte, aber dann war es komplett um mich geschehen.

Messa haben es seit ihrem Debüt 2016 geschafft, sich zu einer der heißesten Bands des Metal-Undergrounds zu mausern. Ihr erstes Album „Belfry“ genießt inzwischen Kultstatus. Dabei lässt es sich nur schwer in Worte fassen, was den experimentellen Doom Metal der Band ausmacht. Fakt ist, sie schaffen es, ganz eigene Soundwelten zu kreieren. „Close“ wirkt dabei etwas kontrollierter und zugänglicher als die ersten beiden Alben, was aber nicht bedeutet, dass Messa den Anspruch an sich oder ihre Musik zurückgeschraubt hätten. Nur lassen sie dem Chaos nicht mehr so freien Lauf wie noch auf „Belfry“, sondern zwingen es in produktive Bahnen. War „Beflry“ noch Messas „Kill’em All“, ist „Close“ ihr „Black Album“.

Wie gut das Album der Band ist, lässt sich daran feststellen, dass ich zu jedem Song eine eigene Rezension schreiben könnte. Auf „Orphalese“ gibt sich die Band nordafrikanischen Folkklängen hin, während „Dark Horse“, dem Titel angemessen, durch seine galoppierenden Riffs hinaussticht. Das hypnotische und epische „0=2“ zieht die Hörenden tief in seinen faszinierenden Sog, wohingegen „Leffotrak“ die Extreme-Metal-Seite der Band zeigt. Getragen durch Sara Bianchins Stimme beweisen Messa in jeder einzelnen Sekunde des Albums, was für eine außergewöhnliche Band sie sind. Ich kann mich an kein anderes Hörerlebnis erinnern, das mich in den vergangenen Jahren so beschäftigt und gefordert hat und zu dem ich so oft zurückgekommen bin, um zu entschlüsseln, was es ist, das mich so daran fesselt. „Close“ mag vielleicht kein Album sein, das sich beim ersten Hören in seiner Gesamtheit erschließt, aber es ist ein Album, das sich bei jedem Hören neu erfindet. Ein größeres Kompliment kann ich einer Band und ihrer Musik wahrlich nicht machen. Sollte euch das, was ich schreibe, nicht davon überzeugen, Band und Album eine Chance zu geben, dann lasst mich nur so viel sagen – TUT ES TROTZDEM! Hört euch „Close“ an und dankt mir später. Ich bin nicht nachtragend.

Und das war es endgültig für das Metal-Jahr 2022. Messa sind die verdienten König*innen und ich freue mich darauf, mit euch allen herauszufinden, was 2023 für uns bereit hält.

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3 Comments
Murmler
Dec 24, 2022Liked by D. R. Staehr

Oh wow- das sind drei perfekte Spitzenreiter, die auch auf meiner Liste auftauchen bzw hätten auftauchen sollen. White Ward wäre definitiv in den Top 3 gelandet, aber ich hatte die Info irgendwo gelesen, das Album sei von 2021 (?). Bandcamp oder so, weiß nicht mehr. Disillusion habe ich erst spät mit dieser Scheibe entdeckt, leider nachdem sie meine Nachbarschaft bespielten. War stattdessen an dem Tag bei Borknagar und Co. Naja.

Und Messa - dass Du die auf Platz 1 hast, finde ich wundervoll. Bete diese Formation quasi an.

Hab’s mit Ranking ja nicht ganz so, auf meiner Liste bei Sounds&Books schreibe ich deswegen, dass ich Platz 1 nicht wirklich “besser” finde als Platz 20. Aber von Deiner Auswahl beeindruckt mich ebenso sehr vieles. Komme aber kaum drauf klar, dass Ultha bei Dir gar nicht stattfindet (oder war’s in nem früheren Teil und ich hab’s vergessen?). Egal. Liebe Deine Posts und vor Allem die Liebe und Leidenschaft, die Du dieser Materie schenkst. Cheers to you und schöne Feiertage 👑🍻💐

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1 reply by D. R. Staehr
Marcus Sigismund
Dec 24, 2022·edited Dec 24, 2022

Also meine Metal Top 10 sieht dieses Jahr so aus. Alphabetisch sortiert, lediglich meine Nummer 1 steht ganz am Ende - nach einer Handvoll honourable mentions.

Elder - Innate passage

Ghost - Impera

Ithaca - They Fear Us

King's X - Three Sides Of One

Konvent - Call Down The Sun

Sidus Atrum - Spiral Of Life

Slægt - Goddess

Sumerlands - Dreamkiller

Venom Prison - Erebus

honourable mentions:

Blind Guardian - Damnation

Disillusion - Ayam

Sonja - Loud Arriver

Und die Nummer 1:

Rolo Tomassi - Where Myth Becomes Memory (auch gleichzeitig das Konzert des Jahres - was für ein Abriss, im Guten)

Überhaupt war 2022 ein Jahr, in dem ich so viel neue Musik wie schon lange nicht mehr gehört habe. Nicht nur im Metal. Ich hoffe, das setzt sich 2023 fort.

Auch hier noch einmal großen Dank und frohe & geruhsame Weihnachtstage!

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