Das Sommerloch hat auch die Metal-Welt erreicht und so war der Juli, zumindest was neue Veröffentlichungen angeht, der bisher ruhigste Monat des Jahres. Deswegen habe ich die Chance genutzt, um ein wenig über bloße Albumbesprechungen hinauszugehen. So geht es in dieser Ausgabe bspw. auch um die die Verbindung von Metal und Mode, und es gibt eine kleine Geschichtsstunde zur Entstehung des Melodic Death Metal. Ich freue mich wie immer über euer Feedback und sollte euch der Newsletter gefallen, dann könnt ihr ihn natürlich gerne teilen. Und nun viel Spaß!
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CN Tod
Zumindest war der Juli bis zum 27. ruhig. An diesem Abend wurde die traurige Nachricht publik, dass mit Joey Jordison einer der einflussreichsten und ikonischsten Metal Musiker dieses Jahrtausends im Alter von nur 46 Jahren verstorben ist. Bekannt wurde Jordison als Mitbegründer und Drummer von Slipknot. Zwischen 1995 und 2013 (ehe er die Band im Streit verlassen musste) war Jordison für einige der legendärsten Alben der Metal Geschichte maßgeblich mitverantwortlich. Zeitweise hatte Jordison mit einer Transverse Myelitis zu kämpfen, die ihn am Spielen hinderte und wohl mit ein Grund für seinen Rauswurf bei Slipknot war. (Wobei er bereits 2018 bekannt gab, sich wieder vollständig erholt zu haben.)
Als ich angefangen habe Metal zu hören, in der Mitte der 2000er, war Joey Jordison für mich und meine Freund*innen der Prototyp des Drummers. Die große Welle der Anteilnahme und Trauer, die sein Tod nicht nur bei Fans, sondern vor allem auch bei anderen Musiker*innen ausgelöst hat, zeigt den großen Einfluss, den Jordison innerhalb der Szene hatte. Ich glaube nicht, dass es übertrieben ist zu sagen, dass er der einflussreichste Schlagzeuger in der Geschichte des Metals war (zumindest in den letzten knapp 25 Jahren). Exemplarisch dafür steht dieser Tweet von Trivium Drummer Alex Bent.
Mit Joey Jordison hat ein Stück Metal Geschichte die Welt viel zu früh verlassen.
RIP Joey
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Es ist ja an sich nichts Ungewöhnliches, dass in der Musik (oder Kunst allgemein) bestimmte Stile eng mit konkreten Städten oder Regionen verbunden sind. Im Metal gab es da den Bay Area Thrash Metal aus San Francisco und Oakland (z.B. Metallica, Testament), die frühe Grindcore Szene aus Birmingham in England, oder den Grunge, der untrennbar mit Seattle verbunden ist. Das sich aber eine der einflussreichsten Metal Szenen der Welt in Göteborg (Schweden) entwickeln konnte, ist dann doch eine spezielle Geschichte – die ihren Anfang in Dortmund im Jahr 1983 nahm.
First things first; der Göteborg Sound, der am häufigsten unter Melodic Death Metal läuft (oder auch Göteborger Schule, oder Gothenburg Death Metal) hat sich in 1990er Jahren entwickelt. Es ist die Kombination des rohen und brutalen Sounds des Death Metals, der sich in den 1980er und frühen 90ern in den USA (vor allem Florida) und Skandinavien entwickelte, mit den Melodien der New Wave of British Heavy Metal (Iron Maiden, Judas Priest). Innerhalb weniger Jahre haben Bands wie At The Gates, In Flames oder Dark Tranquillity einige der einflussreichsten Alben der Metal Geschichte veröffentlicht. Besonders das 1995er Slaughter of the Soul von At The Gates gilt als das legendärste Album des Melodic Death Metals. Nicht nur haben diese Bands ein völlig neues Subgenre erfunden und geprägt, ihr Sound hat auch den Weg für die große Metalcore Welle der 2000ern bereitet. Bring me the Horizon oder Killswitch Engange würden ohne die Bands aus Göteborg heute nicht so klingen, wie sie klingen. Aber was hat jetzt Dortmund damit zu tun?
1983 gab es ein inzwischen legendäres Konzert in Dortmund. Kurz vor Weihnachten fand dort das Rock Pop Festival statt, bei dem mit Iron Maiden, Ozzy Osbourne, Judas Priest und Def Leppard einige der größten Metal-Acts der Zeit auftraten. Das ZDF nahm dieses Konzert auf und zeigte es im Februar 1984 in voller Länge im TV. Selbst mein Stiefvater, der zu dem Zeitpunkt in der DDR lebte, hat mir erzählt, dass er sich ziemlich genau an dieses Konzert erinnert. Im Rahmen der Zusammenarbeit der europäischen Rundfunk-Anstalten wurde auch in vielen anderen Ländern die Aufnahmen ausgestrahlt. In Schweden waren es sogar gleich zwei TV-Sender, die die Auftritte zeigte. Es war für viele Menschen das erste Mal, dass sie so niedrigschwellig Zugang zu den Auftritten dieser Bands hatten. Zahlreich Musiker aus Göteborg berichten, dass diese TV-Übertragung ihre Liebe zum Metal geweckt hat: Niclas Engelin und Anders Fridén von In Flames, Tomas Lindberg von At The Gates oder auch Johannes Eckström von Avatar. In Flames ist speziell für mich (und viele meiner Freund*innen) die wichtigste Band in unserer Metal-Sozialisation und so bin ich besonders fasziniert von dieser Story und dem Gedanken, dass ein Konzert mitten im Ruhrpott dazu geführt hat, dass ein Jahrzehnt später eine Gruppe schwedischer Teenager die Metal-Welt für immer verändern sollte. Und ich bin froh meine etwas nerdige Faszination dafür, mit euch teilen zu können. (Wer dem Schwedischen mächtig ist, kann hier einen Bericht über die Auswirkungen des Konzerts nachlesen).
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Und das bringt uns auch direkt zum neuen Album der schwedischen Melodic Death Metal Ikonen At The Gates – The Nightmare of Being (VÖ:02.07.). Die Biografie von At The Gates ist dabei, genau wie die Entstehung des Genres, etwas speziell. Nachdem sie 1995 Slaughter of the Soul (SotS) herausgebracht haben, hat sich die Gruppe um Sänger Tomas Lindberg und Gitarrist Anders Björler nur ein Jahr später aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt hatte SotS noch gar nicht den Legendenstatus, den es heute innehat. Erst durch den zunehmenden (kommerziellen) Erfolg von In Flames, Dark Tranquillity und der New Wave of American Heavy Metal Anfang der 2000er (siehe oben), die viel Inspiration aus dem Göteborg-Sound gezogen hat, wurde der Einfluss des Albums deutlich. Es dauert bis 2014 ehe At The Gates zurückkamen und mit At War with Reality und später To Drink from the Night Itself (2018, das erste Album ohne Anders Björler) auch selbst die Früchte ihrer Arbeit aus den 1990ern ernten konnten.
The Nightmare of Being ist nun das siebte Studioalbum der Band und in musikalischer Hinsicht ein spezielles. Denn das Quintett hat sich kein geringeres Ziel gesetzt, als die „King Crimson des Death Metal“ zu werden. Diese deutliche Prog-Rock Seite hört man dem Album auch jederzeit an, ohne das At The Gates ihre Death Metal Wurzeln verleugnen würden. Das Experiment gelingt (jedenfalls für mich) allerdings nur bedingt. Lieder wie Garden of Cyrus oder Cosmic Pessimism haben vielversprechende Ansätze, mit ihren Saxophon- und Spoken-Words Parts, aber das bleibt alles irgendwie Stückwerk. Insbesondere bei Garden of Cyrus wird mein Problem mit Teilen des Albums deutlich. Gerade als der Song nach etwas mehr als vier Minuten so richtig Fahrt aufnimmt, ist er auch schon wieder vorbei. Wie großartig dieser neue At The Gates Sound sein kann, wenn die Ideen und Umsetzung auf die richtige Art und Weise zusammenkommen, zeigt The Fall Into Time. Ein stimmungsvoller Song, bei dem das Streichquartett, die Jazz-Anleihen und das Melodic Death Metal Gerüst perfekt ineinandergreifen. Wenn so die Zukunft von At The Gates klingt, bin ich Feuer und Flamme! Neben den experimentelleren Liedern gibt es natürlich auch klassische Tracks der Schweden. Bei Paradox oder The Abstract Enthroned werden Slaughter of the Soul Fans voll auf ihre Kosten kommen. (Solltet ihr euch für Philosophie interessieren, kann ich euch einen genaueren Blick in die Lyrics nur empfehlen. Lindberg bedient thematisch bei Philosophen wie Eugene Thacker, Thomas Ligotti oder Thomas Browne. Für Menschen mit Ahnung (die ich leider nicht habe) sicherlich interessant.)
Insgesamt ist die neue At The Gates Platte für Fans ein absolutes Muss und generell auch ein guter Einstieg, um sich mit der teilweise doch abschreckenden Death Metal Welt vertraut zu machen. Ich bin gespannt, wie der Prog-Rock Einschlag ihren Sound weiter verändern wird. Denn im Jahr 2021 gehört zur ganzen Wahrheit auch, dass das was At The Gates vorhat, aktuell von anderen Bands einfach besser umgesetzt wird (Rivers of Nihil 2018er Album Where Owls Know My Name lässt grüßen).
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Es gibt immer mal wieder Phasen, in denen ich denke, dass ich jetzt aber alles im Metal gehört habe, und mich nichts mehr überraschen kann. Das ist natürlich Unsinn und in schöner Regelmäßigkeit kommen dann Bands um die Ecke, deren Stil so einzigartig ist, dass mir jeder Vergleich schwerfällt. Das US-amerikanische Quartett Felled mit ihrem Debütalbum The Intimate Earth ist genau so eine Band. Rein auf dem Papier macht Felled Black Metal mit Folk- und Klassik-Einflüssen. So richtig treffend ist der Sound der Band dadurch aber nicht beschrieben. In den Mittelpunkt ihres Stils stellt das US-amerikanische Quartett das herausragende Talent der Violinistin Tiffany Holiday. Es liegt nicht zuletzt an der Produktion des Albums, die mich am Anfang etwas vor den Kopf gestoßen hat, dass dieser Eindruck entsteht. Teilweise hatte ich das Gefühl, als würde ich einem Violinen-Konzert zuhören, bei dem im Saal nebenan eine Black Metal Show läuft und alle Türen weit offen sind. Holidays Geigenspiel schwebt über allem und der rohe Black Metal wirkt fast wie ein bloßer Hintergrund. Dazu kommt der Gesang, das Growling von Cavan Wagner und der Klargesang von Drummerin Jenn Grunigen und Holiday, der fast wie ein Spiegelbild der Violine und den anderen Instrumenten wirkt. Ich habe einige Durchläufe gebraucht, um richtig in die Klangwelten von The Intimate Earth reingezogen zu werden. Aber mit jedem neuen Hören „verstehe“ ich mehr und mehr die dichten, teils bedrohlichen, teils hoffnungsvollen Stimmungen des Albums. Sicherlich nichts für jede*n, aber wer sich unkonventionellen Ansätzen nicht verschließt, kann hier ein echtes Highlight für sich entdecken.
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Ich habe ein großes Herz für den kanadischen YouTube Channel BangerTV, der sich voll und ganz dem Metal verschrieben hat. Dort läuft aktuell die Web-Show Fabric of Metal, die einen Aspekt des Genres betrachtet, den man vielleicht nicht sofort im Blick hat: Metal und Mode. Die Journalistin Sarah Kitteringham fühlt gemeinsam mit Wissenschaftler*innen und Künstler*innen verschiedenen modeverwandten Phänomenen auf den Zahn. Es wird die Geschichte und der Einfluss von „Battle-Westen“ skizziert (also diesen Jeans-Westen, auf denen die Logos von Bands und Albumcovern verewigt werden), von den Patches auf diesen Westen oder auch die Bedeutung der Bühnen-Outfits der Bands. Es ist ein schönes Format, weil es die Vielschichtigkeit der Szene und seiner Rituale nochmals verdeutlicht. Die ersten drei Episoden sind inzwischen auf YouTube verfügbar und weitere folgen noch diesen Sommer.
Ein weiterer Aspekt, der zeigt, wie eng Metal und die bildende Kunst verwachsen sind, ist die enorme Bedeutung von Albumcovern (nicht zuletzt wegen der großen Bedeutung von Bandshirts, die häufig das Design des Covers aufnehmen). Das Artwork eines Albums nimmt bei der Wahrnehmung der Künstler*innen einen nicht zu unterschätzenden Platz ein. So haben sich in den vergangenen Jahrzehnten neben legendären Bands, auch legendäre Artwork Gestalter*innen herausgebildet. Zwei meiner aktuell liebsten Künstler aus diesem Bereich sind Eliran Kantor aus Israel (aber inzwischen in Berlin lebend) und Mariusz Lewandowski aus Polen. Die Cover der beiden Künstler haben durch ihren hohen Wiedererkennungswert inzwischen bereits eine Art Kultstatus in der Metalwelt erreicht. Sollte ich irgendwann meine Freundin überzeugen können, würde ich mir Werke von ihnen sofort in die Wohnung hängen.
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Es gibt ein neues Powerwolf Album – juhu! Juhu? Ich war erst gar nicht sicher, ob ich über Call of the Wild, das inzwischen achte Album der Band, schreiben will (VÖ: 16.07.). Aber, ob man sie mag oder nicht, Powerwolf sind nach Rammstein inzwischen die wohl kommerziell erfolgreichste Metalband Deutschlands (mit bereits zwei Nummer 1 Alben). Als das Quintett aus dem Saarland Anfang der 2010er so richtig durch die Decke ging, war ich selbst noch großer Fan. Was hat sich seitdem also verändert? Eigentlich nicht viel – die Band singt weiter über Werwölfe, Attila Dorns Stimme ist ein absolutes Highlight und die Gebrüder Greywolf wissen, wie man Hits schreibt. Powerwolf ziehen ihren epischen Power Metal, mit der prominenten Orgel, den sakralen Themen und Mitsing-Refrains gnadenlos durch. Call of the Wild funktioniert dabei genau wie die letzte vier, fünf Alben der Band. Genau in dieser Vorhersehbarkeit liegt aber mein Problem. Es gibt wieder dieses eine Lied auf Deutsch (Glaubenskraft) und diese eine Nummer mit dem schlechten Wortspiel (Undress to Confess). Klar, Songs wie Beast of Gervaudán, Dancing with the Dead oder Blood for Blood gehendirekt ins Ohr (und bleiben da leider auch ziemlich lange), aber, wenn ich bei einem Album, dass ich noch nie gehört habe, bereits beim ersten Hören den Refrain mitsingen kann, ist das (zumindest auf Dauer) kein so richtig gutes Zeichen.
Auf der anderen Seite ist es eben genau das, was die Band und (noch wichtiger) offensichtlich auch die Powerwolf Fans wollen. Also wer bin ich, irgendjemanden den Spaß daran madig zu machen? Und ganz ehrlich, auf dem nächsten Festival werde ich wahrscheinlich auch wieder mit einem Bier in der Hand vor der Bühne stehen und aus voller Kehle die Songs mitsingen. Am Ende gilt einfach, wer Powerwolf bisher mochte, wird auch dieses Album mögen und wer mit dieser „leicht“ kitschigen Art des Power Metals nichts anfangen kann, sollte auch von Call of the Wild die Finger lassen.
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Zuerst einmal vielen Dank an Berit (@beritmiriam) und Marcus (@eMSig70), durch die ich auf Tabernacle aus den Vereinigten Arabischen Emiraten aufmerksam geworden bin. Normalerweise würde ich ein Demo gar nicht besprechen, aber zum einen ist der Sound des Trios wirklich außergewöhnlich und zum anderen finde ich es immer schön, wenn ich die Möglichkeit habe, über Bands zu sprechen, die nicht aus Nordamerika oder Europa stammen. Dabei ist es gar nicht so, dass es bspw. im Nahen Osten oder Nordafrika keine Metalszene geben würden, aber die Bands vor Ort haben häufig nicht die große Unterstützung von professionellen Plattenlabels. Dadurch ist es für sie schwieriger, in der Flut an Neuveröffentlichungen die verdiente Aufmerksamkeit zu bekommen. (Einen interessanten Text zu dem Thema, der bereits zehn Jahre alt und dennoch recht aktuell ist, findet ihr hier).
Auf ihrer ersten Veröffentlichung Terror in Thrace (VÖ: 18.05.) zeigen die drei anonymen Musiker von Tabernacle eine stimmungsvolle und rohe Mischung aus Epic Doom und Oldschool Heavy Metal (im besten Sinne, wie eine lange verschollene 70er-Jahre Aufnahme). Drei Songs umfasst das Demo-Tape und besonders der Titeltrack Terror in Thrace hat sich mit seinen catchy Riffs tief in mein Hirn gefräst. Hinzu kommt die Stimme von Sänger und Gitarrist R., die etwas Leidendes und Klagendes in die Songs trägt, und dabei hilft, Tabernacle von anderen Bands abzuheben. Ich bin gespannt, zu verfolgen, wie die Karriere des Trios aus Dubai weitergeht und zu was sie, mit einer professionelleren Produktion, in der Lage sein werden.
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Ich liebe es ja, wenn Metal Bands sich einfach nicht um Genre-Grenzen scheren und ihr Ding machen. Aktuell gibt es wahrscheinlich nur wenige Bands, die das konsequenter und besser machen als die Ungarn von Thy Catafalque. Nur ein Jahr nach dem etwas ruhigerem und Introvertierterem Naiv legt die Band mit Vadak ein fantastisches, neues Album nach und geht dabei wieder härter zu Werke (VÖ: 25.06.). Ursprünglich stammt das Projekt von Mastermind Tamás Kátai aus dem Black Metal und hier und da hört man das der Musik auch noch an. Thy Catafalque deswegen aber als Black Metal Band zu bezeichnen wäre völliger Unsinn. Kátai bedient sich überall dort, wo er denkt, dass er dem Sound seiner Lieder helfen kann: progressive Rock, Jazz, Folk, Ambiente und Elektro Sounds. Nichts ist zu abgedreht, als dass es nicht verarbeitet werden könnte. Nicht umsonst bezeichnet Kátai den Stil der Band selbst als Avantgarde Metal. Das Album auf eine Stimmung oder eine Stilrichtung herunterzubrechen ist fast unmöglich. Neben dem Folk-lastigen Köszöntsd a hajnalt (gesungen von der grandiosen Martina Veronika Horváth) steht das progressive Móló in dem Black Metal, Industrial und Thrash Metal bunt zusammengewürfelt werden, ehe der Song in ein fast vier-minütigen Synthwave Outro kippt. In A kupoklaváros titka hingegen, lässt Kátai seiner Liebe zum Jazz freien Lauf. Vadak bedeutet auf Deutsch Wildling– und genau das ist das Album, eine wilde Mischung aus musikalischen Motiven und Stilen. Die große Kunst ist, dass Thy Catafalque es schafft, diese Mischung ganz natürlich klingen zu lassen. Eine großartige Platte eines der spannendsten Projekte, die die europäische Metal Landschaft zu bieten hat.
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Wer glaubt, dass es im Metal immer super ernst zugehen muss und Lachen quasi verboten ist, hat entweder sehr wenig, oder sehr viel Ahnung (ich rede über euch Metal Elitists). Müsste ich eine Person nennen, die die etwas quatschige, selbstironische Seite des Metals am besten personifiziert, würde meine Wahl, ohne zu überlegen, auf den Schotten Christopher Bowes fallen. Der Gründer und Frontmann der Piraten Metal Band Alestorm versteht es wie kein Zweiter, alberne Konzepte, die teilweise an der Grenze zum Fremdscham liegen, so geschickt mit grandioser Musik zu verbinden, dass zumindest ich mit leichtem Kopfschütteln, aber breitem Grinsen jede neue Veröffentlichung herbeisehne. Bowes neuster Streich ist nun also Wizardthrone. Bestehend aus Mitgliedern von Gloryhammer, Aether Realm und Nekrogoblikon hat die Band am 16. Juli ihr Debüt Hypercube Necrodimensions veröffentlicht.
Allein das Konzept der Band ist völlig over the top: eine Gruppe intergalaktischer Magier versucht, mit der Hilfe ihrer Kräfte und der Physik einen Zugang zum Multiverse zu finden, um unendliche Macht und Wissen zu erreichen (also, ich glaube, dass es darum geht, sicher bin ich mir absolut nicht). Songs wie Beyond the Wizardthrone (Cryptopharmalogical Revelations of the Riemann Zeta Function) oder Black Hole Quantum Thermodynamics geben allein von ihren Titeln eine Idee, wo wir uns thematisch befinden. Musikalisch ergibt das Ganze eine wilde Mischung aus Melodic Death, Symphonic und Power Metal. Was teilweise so klingt, als hätten Dragonforce, Amaranthe und die frühen Children of Bodom ein gemeinsames Kind gezeugt. Vor allem Bowes Keyboard-Spiel gibt den Songs ihre spezielle Note. Einzig die (meist gegrowlten) Vocals fallen im Vergleich zu der extrovertierten musikalischen Umsetzung etwas ab. Wobei mich auch das nach der Hälfte der Platte nicht mehr groß gestört hat. Hypercube Necrodimensions ist ein völlig bizarres Album, das zeigt, dass man auch mit einem Augenzwinkern verdammt gute Musik schreiben kann.
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Zum Abschluss ein paar weitere Alben, die ich diesen Monat mochte:
Ophidian I – Desolate (Technical Death Metal, VÖ: 16.07.)
Time of Grace – Songs of Loss and Separation (Post Grunge, VÖ: 16.07.)
Night Crowned - Hädanfärd (Symphonic Black Metal, VÖ: 09.07.)
Confusing Paradise – Qualia (Progressive Metal, VÖ: 02.07.)
Dream Tröll – Realm of the Tormentör (Power Metal, VÖ: 02.07.)
Withered – Verloren (Death`n`Black, VÖ: 18.06.)