Zweiter Teil meines Best-ofs (so far) und ohne lange Vorrede wünsche ich euch wieder viel Spaß! Und sollte euch der Newsletter gefallen, freue ich mich natürlich, wenn ihr ihn teilt und empfehlt.
Death Metal
Death Metal gehört inzwischen zu meinen liebsten Subgenre (okay, okay ich finde sie alle sehr toll, schon gut!), vor allem weil ich das Gefühl habe, dass die Variation an verschiedenen Stilen hier besonders groß ist. Vom stumpfen auf-die-Fresse-Metal bis hin zum verspielten, verkopften Nerd-Metal bietet Death Metal alles. Das zeigt auch die Variation dieser vier Bands.
Asphyx – Necroceros
Asphyx aus den Niederlanden sind seit über 30 Jahren auf den Bühnen dieser Welt unterwegs und ihre Kombination aus Death und Doom Metal, gepaart mit Martin van Drunens spezieller Stimme, sind längst Kult. Dass sie sich Mitte Januar aber mit ihrem zehnten Album auf einmal auf Platz 3 der deutschen Albumcharts wiederfanden, das hat dann nicht nur mich, sondern auch die Band selbst überrascht.
"After just hearing the news that we entered the German charts on number 3, we all thought we didn't get it correctly. Like, they forgot the 0 of 30. But after a double confirmation it appeared to be bloody true!“ (Asphyx Instagram Seite)
Aber was soll ich sagen – es ist absolut verdient. Necroceros ist ein vielseitiges und unglaublich unterhaltsames Album. Von der Death Metal Abrissbirne Botox Implosion, über die Death-Doom Walze Three Years of Famine strotzt das Album nur so vor Hits und Spielfreude. Insbesondere das Riffmonster The Sole Cure is Death mit dem das Quintett das Album beginnt, zeigt direkt wo der Weg lang führt.
Crypta – Echoes of the Soul
In meinem Juni Newsletter werde ich mich ausführlich dem Debüt des brasilianisch-niederländischem Quartetts widmen. An dieser Stelle sei nur so viel verraten. Es ist lange her, dass Old School Death Metal so frisch und aufregend klang. Dass die vier Musikerinnen direkt für das Wacken Open Air 2022 bestätigt wurden, ist nur der gerechte Lohn. Ich kann es kaum erwarten Fernanda Lira, Sonia Anubis und Co. auf der Bühne zu sehen.
Abiotic – Ikigai
Auch wenn Außenstehende das nicht immer glauben wollen, aber Death Metal ist ein unfassbar vielseitiges Genre. Abiotic aus den USA stehen auf der technischen und ziemlich brutalen Seite des Genre Spektrums. Auf dem dritten Album der Band, dass sich mit dem japanischen Konzept des Ikigai (frei übersetzt, der Grund zu existieren) auseinandersetzt, zeigt sich die Band so anspruchsvoll, hart und aufrichtig wie nie zuvor. Das Album ist so spektakulär, weil es technische Präzision und eine gewissen Erbarmungslosigkeit (sich und den Hörenden gegenüber) mit authentischen Emotionen kombiniert. Die Leistung der Musiker ist hier phasenweise absurd gut. Vor allem der Song Grief Eater, Tear Drinker hat mich umgehen. Es ist das einzige Lied mit Klargesang auf dem Album und zeigt zu was diese Band noch im Stande ist.
Nanga Parbat – Downfall and Torment
Das italienische Quartett Naga Parbat gehört zu diesen Bands, die ich ohne den Newsletter wohl nie entdeckt hätte. Denn das Schöne ist, dass auch ich mich mehr mit Musik beschäftige, seit ich das Ding hier schreibe. Und so ist mir in einer Youtube-Review das Debütalbum der Römer untergekommen. Im Gegensatz zu den anderen drei Bands hier, gehören Nanga Parbat eher zur Melodic Death Metal Fraktion, geben dem Ganzen mit einem progressiven und teilweise folkigen Einschlag aber ihre ganz eigene Note. Der Sound der Band hat einen so enorm hohen Wiederkennungswert, dass es mir schwer fällt zu glauben, dass das ihr erstes Album ist.
Thrash Metal
Ich ernte häufig skeptische Blicke, wenn ich gestehe, dass ich mit vielen der alten Thrash Metal Bands wenig anfangen kann. Sowohl die Bay Area Fraktion (Slayer, Megadeth, Anthrax usw.) als auch die die deutschen Vertreter (Kreator, Destruction, Sodom etc.) sind einfach nicht so meins. Ich habe gar nichts aktiv gegen diese Bands, aber sie geben mir auch nicht besonders viel. Dennoch entdecke ich nach und nach Bands aus dem Subgenre, die auch mir richtig gut gefallen. Die besten aus diesem Jahr findet ihr hier.
Nervosa – Perbetual Chaos
Ich glaube über Nervosa habe ich schon mehr als genug geschrieben. Auch fast sechs Monate nach der Veröffentlichung ihres vierten Albums, das erste nach der Trennung von Fernanda Lira (Gesang, Bass) und Luana Dametto (Schlagzeug, beide jetzt Crypta), höre ich es noch regelmäßig. Das ist für Musiker*innen ja wahrscheinlich das größte Lob. Die Trennung war anscheinend für alle Beteiligten die beste Lösung.
Enforced – Kill Grid
Das zweite Album der US-Amerikaner Enforced setzt den Trend an Bands fort, die dem Crossover-Thrash neues Leben einhauchen (eine Mischung aus Thrash und Hardcore Punk). Über allen thront leider weiterhin die Lücke, die Power Trip um den verstorbenen Frontman Riley Gale hinterlassen haben. Und ganz in deren Liga können Enforced noch nicht mitspielen, aber Kill Grid ist verdammt nah dran. 40 Minuten lang haut das Quintett den Hörenden einen großartigen Riff nach dem anderen um die Ohren.
Demiser – Through The Gate Eternal
Noch ein Debüt (wie viele gute Debütalben es dieses Jahr gibt, wow) – und dieses Mal bewegen wir uns in der Grauzone zwischen Black und Thrash Metal. Von der gesamten Bandästhetik und den Lyrics ließen sich die Amis vielleicht eher im Black Metal verorten, aber der Sound der Band ist doch ganz dem dreckigen Black’n’Thrash verschrieben (mit der Betonung auf n’Thrash!). Das Album sprüht nur so vor Aggressivität und Piss and Vinegar (wie US-Amerikaner*innen es so schön sagen). Dazu schaffen es Demiser aber auch Songs zu schreiben, die im Ohr bleiben. Eine Qualität die vielen Genre-Kolleg*innen leider abgeht. Es ist also kein Wunder, dass das Album inzwischen in meiner Vinyl-Sammlung zu finden ist.
Post Metal
Was soll denn Post Metal jetzt schon wieder sein? Das Genre zeichnet sich im Kern dadurch aus, dass (Doom) Metal Arrangements mit Ambient und experimentellen Elementen verbunden werden. Das führt dazu, dass das größte Merkmal des Genres die gewaltigen (und meistens melodiösen und virtuosen) Gitarren-Wände sind, denen die Metal typischen Growls gegenüberstehen- ein Wechselspiel zwischen laut und leise, extrovertiert und introvertiert. Das macht Post Metal zu einem der intensivsten und emotionalsten Subgenre.
Harakiri for the Sky – Maere
Die Verbindung von Black Metal mit Post Metal (auch Post Black Metal) ist die Spezialität der Österreicher Harakiri for the Sky. Auf ihrem vierten Album haben sie ihr Songwriting fast zur Perfektion getrieben. Die Verbindung der zwischen Hoffnung und Verzweiflung pendelnden Melodien und des Black Metal typischen Growlings machen Maere zu einem emotionalem Hörerlebnis.
An Autumn for Crippled Children – As the Dawn Comes We Close Our Eyes
Bei dem anonymen niederländischen Trio stellt sich schon die Frage: was habt ihr euch bei diesem grauenvollen Bandnamen gedacht? Aber so schlimm wie der Name ist, so beeindruckend ist der Sound der Band. Auf As the Dawn Comes We Close Our Eyes ergeht sich das Trio nicht in ewig lange Songs, wie es bei vielen Vertreter*innen des Genres der Fall ist, sondern beschränkt sich auf das nötigste. Im Gegensatz zu Harakiri for the Sky sind die Melodien häufig leicht und erinnern mich teilweise an Indie Rock. Dem gegenüber stehen die aggressiven, verzweifelten und extremen Vocals. Eines der speziellsten Alben, die ich dieses Jahr gehört habe.
Divide and Dissolve – Gas Lit
Das Duo zweier indigener Musikerinnen zeigt, dass man politisch sein kann, auch ohne Lyrics. Der Sound von Divide und Dissolve kombiniert die verzerrten Gitarren des Drone Metals mit den Kontrasten zwischen laut/leise und extrem/melodiös des Post Metal. Gas Lit war eines der Alben, das mich wirklich völlig überrascht hat. Gerade ist auch noch eine Version ihres Songs Far From Ideal zusammen mit Chelsea Wolfe erschienen – ein fantastischdr Remix inklusive beeindruckendem Musikvideo.