Huch, wie kann es schon wieder Dezember sein? Und wieso sind wir kollektiv auch dieses Jahr wieder davon überrascht? Aber es nützt ja nichts, sich über das unaufhaltsame Vergehen der Zeit aufzuregen. Stattdessen genieße ich die unzähligen Best-of-Listen, die in dieser Jahreszeit herauskommen. Und wie es gute Tradition ist, habe ich natürlich auch meine eigene Liste angefertigt. An jedem Adventssonntag bekommt ihr einen Teil davon. Den Anfang machen heute die Plätze 40 bis 31.
40. Tanith – Voyage (21. April)
Als ich das erste Mal über Tanith geschrieben habe, habe ich ihren Stil als Heavy-Metal-Version von Fleetwood Mac beschrieben. Und auch jetzt finde ich diesen Vergleich ziemlich treffend. Das Trio aus New York wandelt zwischen Classic Rock und Traditional Heavy Metal und zelebriert dabei seine Liebe für packende Melodien. Insbesondere der Gesang von Cindy Maynard und Russ Tippins ist ein echtes Highlight.
39. Avatar – Dance Devil Dance (17. Februar)
Avatar sind eine dieser Bands, die sich einen Dreck um Genregrenzen kümmern. Melodic Death Metal, Blues, Alternative Rock, Reggae – es findet sich von allem etwas auf „Dance Devil Dance“. Ein weiteres starkes Album in der Diskografie der Schweden, die ihren Status als eine meiner Lieblingsbands damit weiter zementieren.
38. Marianas Rest – Auer (24. März)
Das vierte Album der Finnen ist niederschmetternd traurig: Und das meine ich absolut als Kompliment. Der melodische Death Doom auf „Auer“ ist emotional, melancholisch und damit perfekt für die dunkle Jahreszeit. Ein Album, das mir über die Monate immer mehr ans Herz gewachsen ist.
37. King Gizzard & The Lizard Wizard - PetroDragonic Apocalypse; or, Dawn of Eternal Night: An Annihilation of Planet Earth and the Beginning of Merciless Damnation (15. Juni)
Alleine der sehr spezielle Albumtitel verrät es: King Gizzard & The Lizard Wizard seine keine normale Band. Seit 2012 haben die Australier 24 (!!!) Alben veröffentlicht. Alleine in den Jahren 2017 und 2022 waren es jeweils fünf. Und das Verrückteste? Die Alben, so unterschiedlich sie vom Stil sind, finden alle ihre Liebhaber*innen und sind auch alle tatsächlich gut. Mit „PetroDragonic Apocalypse“ haben King Gizzard uns dieses Jahr mal wieder mit einem waschechten Metalalbum verwöhnt. Mit einer Mischung aus Thrash Metal, Heavy Metal und ihrem ganz eigenen Charm ist den Australiern ein echtes Highlight dieser ausufernden Diskografie gelungen. Und falls ihr es verpasst habt: Am 27. Oktober haben die Jungs ein neues Album veröffentlicht. Wurde auch mal wieder Zeit…
36. High Spirits – Safe on the other Side (24. November)
Das Jahr 2023 war voller grandioser New Wave of Traditional Heavy Metal (NWOTHM) Veröffentlichungen. Und eine der besten jüngeren Bands, die sich dem klassischen Heavy-Metal-Sound verschrieben haben, ist High Spirits. Das Brainchild von Chris Black, der für alle Instrumente und Gesang verantwortlich ist, schreibt einen Hit nach dem anderen. Die zehn Songs auf Album Nummer vier sind allesamt grandios und ich werde in den kommenden Monaten sicher noch viel Zeit mit ihnen verbringen.
35. Enforced – War Remains (28. April)
Als ich mich in meinem letzten Newsletter über den Zustand des Thrash Metals beschwert habe, waren Enforced explizit nicht mitgemeint. Die Amis liefern auch auf ihrem dritten Album aggressiven und drückenden Crossover Thrash. Wie keiner anderen Band gelingt es dem Quintett aktuell, die Energie des Thrash mit der Dringlichkeit des Hardcore Punks zu verbinden. Bitte mehr davon!
34. PUPIL SLICER – Blossom (2. Juni)
Was in der Extreme-Metal-Szene im UK gerade los ist, ist wirklich bemerkenswert. Gefühlt sprießen jedes Jahr Dutzende Bands aus dem Boden, die den Metal-Underground im Sturm erobern. Dazu gehört auch das Quintett PUPIL SLICER. Bei ihnen regiert das Chaos. Irgendwo zwischen Metal- und Mathcore angesiedelt, ist ihr Sound kompromisslos und brutal. Ihr zweites Album schafft es allerdings, diesen musikalischen Wahnsinn in fokussiertere Formen zu bringen, als das noch auf dem Debüt der Fall war. Macht die Band auf Album Nummer drei wieder so einen Sprung nach vorne, wird sich ihre Popularität in Zukunft nicht nur auf den Untergrund beschränken.
33. Lord Mountain – The Oath (20. Januar)
Wieso ich diesen Newsletter wahrscheinlich auch schreiben würde, wenn ich keine Leser*innen hätte? Wegen Bands wie Lord Mountain, die ich ohne meine Recherche nie entdecken würde. „The Oath“ ist das Debüt des US-amerikanischen Quartetts und bietet Doom Metal vom allerfeinsten. Epische Melodien und eine gute Portion Heavy Metal verleihen dem Sound der Band eine Eigenständigkeit und Eingängigkeit, die auf einem Debüt äußerst selten zu finden ist.
32. Tomb Mold – The Enduring Spirit (15. September)
Über die Kanadier habe ich ja in meinem letzten Newsletter gerade erst geschrieben. Tomb Mold gehörten zu den Posterboys der neuen Welle an Old School Death Metal-Bands, die seit Mitte der 2010er dem Genre neues Leben eingehaucht haben. (Kleine Anekdote am Rande: Posterboys kann man hier sogar wortwörtlich nehmen. Als Tomb Mold dieses Jahr auf dem Cover des Decibel Magazins waren, wurden sie online für ihre Klamotten kritisiert! Mehr über diese bizarre Story erfahrt ihr hier.) Auf ihrem vierten Album haben sie sich aber endgültigen von ihren Genrekolleg*innen abgesetzt. Progressiver, mutiger und melodischer ist die neue Platte, ohne dass die Band nur ein Hauch an Aggressivität oder Wucht einbüßt. Das perfekte Beispiel dafür? Der Song „Will of Whispers“. Enjoy!
31. The Keening – Little Birds (6. Oktober)
Es gibt manchmal Alben, die sind eigentlich keine Metalalben, aber fühlen sich für mich so an. Ergibt das Sinn? Wahrscheinlich nicht, aber vielleicht versteht ihr was ich meine, wenn ihr The Keening gehört hat. Dabei handelt es sich um das Soloprojekt von Rebecca Vernon, die man von ihrer Band SubRosa kennen könnte. „Little Birds“ ist objektiv betrachtet ein düsteres Neofolk-Album und trotzdem fühlt es sich emotional niederschmetternder als alle sonstigen Doom-Metal-Platten, die ich dieses Jahr gehört habe. The Keening schafft es, eine Schwere in ihren Sound zu legen, an dem viele Metalbands scheitern. Eine außergewöhnliche Platte, die für mich Metal ehrenhalber ist.